Montag, 19. September 2016

Über eine zuneige gehende Lebensgrundlage...

6 Uhr morgens, der Wecker klingelt. Im Halbschlaf ins Badezimmer taumeln, den ersten Toilettengang des Tages verrichten und anschließend eine warme Dusche genießen um richtig wach zu werden. Nach dem Morgenkaffee folgt der zweite Gang ins Badezimmer, um noch schnell die Zähne vor dem Aufbruch zu putzen.
Für viele ein alltägliches Morgenritual, bei dem der unbeschränkte Trinkwasserzugang zumeist als selbstverständlich betrachtet wird. Doch Moment mal! Nicht alle von uns haben 24 Stunden am Tag unbegrenzten Zugang zu sauberem Wasser. Einfach den eigenen Hahn aufdrehen und das frische Nass für jegliche Zwecke verwenden, das ist für viele nicht die Realität.

Auch während der letzten eineinhalb Monate hier in Indien bekamen wir immer wieder mit, was für ein wertvolles Gut Wasser doch ist.
Das Wasser aus der Leitung können wir nicht einfach trinken, ohne dass es zuvor abgekocht oder gefiltert wurde. Dieser Umstand ist jedoch reine Gewöhnungssache und schadet schlimmstenfalls bloß der eigenen Bequemlichkeit. Das weitaus größere Problem ist die allgemeine Wasserknappheit.


Gerade hier im Bundesstaat Karnataka bekommen wir von dieser selbst viel mit. Aufgrund des in den letzten Jahren immer schwächer gewordenen, beziehungsweise dieses Jahr beinahe gänzlich ausfallenden Monsunregens, leidet vor allem die große Anzahl der Landwirte, sind ihre Felder doch auf jene natürliche Bewässerungsart angewiesen. Infolge dessen kam es bereits zu mehreren Ernteausfällen und auch die Trinkwasserreserven werden knapper.
Darüber hinaus kommt zu dieser misslichen Lage dieses Jahr ein weiteres Erschwernis hinzu:
Der Nachbarbundesstaat Tamil Nadu verfügt aufgrund seiner geografischen Lage am Ende des Flusses Kaveri über noch weniger Wasserkapazitäten, weswegen er auf Lieferungen aus anderen Teilen Indiens angewiesen ist.
Aus diesem Grund gibt Karnataka seit Jahren Wasser an Tamil Nadu ab.
2016 stimmte die Regierung Karnatakas einer Erhöhung der zu liefernden Mengen zu, was vor dem Hintergrund des allgemeinen Wassermangels zu Karnataka-weiten Unruhen, Protesten und Streiks führte.
Davon bekamen auch wir natürlich einiges mit, die Meldungen in den indischen Nachrichten über Opfer und Schäden bei Aufständen und der Bundesstaat-weite Streik von Geschäften, öffentlichen Verkehrsmitteln und Einrichtungen, sind nur ein par Beispiele.

Aber nicht nur hier in Indien ist die zunehmende Wasserknappheit ein ernstes Problem. Viel mehr handelt es sich um ein globales Thema, das uns alle etwas angeht. Egal ob in Asien, Afrika, Ozeanien, Amerika oder in Europa; überall gibt es bereits teilweise stärkere, teilweise schwächere Auswirkungen.
Die abgedrehten Duschen an einigen Stränden auf Mallorca, die schlimmste Dürre seit 1200 Jahren zu Beginn des Jahres in Kalifornien oder der akute Wassermangel in Äthiopien sind nur einige alarmierende Beispiele für eine Situation, die sich in den kommenden Jahren für uns alle verschlechtern wird und uns schon jetzt betrifft.

So befassen sich zahlreiche Prognosen und Statistiken mit der zukünftigen Entwicklung der weltweiten Wasservorkommen, zum Beispiel die im Oktober 2015 in der Rubrik Umwelt erschienene Prognose der Wochenzeitung „Die Welt“. Diese sagt schon für 2050 unter anderem auch für Mitteleuropa einen spürbaren Wassermangel sowie höchstproblematische Verhältnisse in vielen anderen Regionen der Erde voraus.

   
Quelle: https://www.welt.de/img/wissenschaft/umwelt/mobile114678599/1717933307-coriginal-w2500/Wassermangel-22-03-2012.jpg (Stand: 15.09.2016)

Ratschläge wie „Wasserhahn während des Zähneputzens nicht laufen lassen“ oder „unnötig langes Duschen vermeiden“ sind den meisten Menschen bekannt, doch damit ist das Problem noch längst nicht gelöst und unsere Zukunft gesichert. Nicht ohne Grund heißt es oft, der Dritte Weltkrieg werde um die letzten Wasserressourcen geführt werden.

Konfrontiert mit dieser Problematik, fanden wir es ganz interessant uns zu informieren, wie sich der tägliche Wasserverbrauch in Deutschland durchschnittlich zusammensetzt.
Die meisten Liter verbraucht man wohl für die tägliche Körperpflege, ganze 44 Liter laufen hier im Schnitt täglich den Abfluss hinunter, dicht gefolgt von den 33 Litern für die Toilettenspülung. Auf Platz 3 liegt mit 15 Litern das Wäschewaschen, anschließend folgen Putzen, Gartenarbeit und Autowaschen mit insgesamt 7 Litern sowie das Geschirrspülen (ebenfalls 7 Liter). Das Schlusslicht bilden die 5 Liter, die wir täglich zum Trinken oder Kochen verwenden.
Allerdings ist dies nur der direkte Wasserverbrauch, nicht eingerechnet wurden die 4000 Liter virtuelles Wasser, die täglich im Durchschnitt zur Herstellung von den jeweils verzehrten Lebensmitteln benötigt werden. Jene entsprechen in etwa 28,5 Badewannen! Die Spitzenreiter sind hierbei Kaffee mit 20 000 Litern pro Kilogramm und Rindfleisch mit 15455 Litern pro Kilo.

Zwar hatten wir in Deutschland immer im Hinterkopf, dass es an anderen Orten auf der Welt nicht so viel und unbeschränkt Wasser gibt, aber so deutlich wie in den letzten Tagen und Wochen haben wir das wohl nie gespürt. Grob geschätzt hat sich unser Wasserverbrauch um 100 Liter verringert und wir benötigen durchschnittlich am Tag jeweils ca. 20-25 Liter (6 Liter für Essen/Trinken und Abspülen, 10 Liter Klospülung, 6 Liter Körperpflege/Duschen mit Eimer).

Es hat uns bisher noch nie direkt betroffen, aber jetzt sind wir irgendwie mittendrin und die Wasserverschwendung in Deutschland kommt uns so lächerlich vor. Während man hier das Leitungswasser nicht ungefiltert trinken kann und viele Menschen auf der Welt nicht einmal einen Trinkwasserzugang haben, wird in Deutschland sogar Trinkwasser für die Klospülung verwendet! Wozu denn eigentlich? Wo bleibt da die Vernunft?

Quelle: http://nachhaltig-sein.info/wp-content/uploads/2013/05/WJ_Infografik_Virtuelles_Wasser.jpg


Dieses Video, welches uns eine indische Freundin zeigte, beschäftigt sich ebenfalls mit der großen Wasserproblematik.





About a livelihood that runs out...


6 o’clock in the morning, time to get up. Going half awake to the bathroom for the daily washing routine. Using the toilet and taking a warm shower to get completely awake. The first coffee in the morning is followed by the second way to the bathroom for brushing one’s teeth. This is how most people´s daily morning routine looks like.

But wait a second! Not all of us have 24 hours unlimited access to clean water. Just opening the tab to get fresh drinking water? Not the reality for many humans.

During our last two months here in India, we have experienced what a precious resource water is. We cannot drink the pure water from the tap without boiling or filtering it, but in fact this only harms our convenience. The real problem is the common water shortage.

Especially here in the Indian state Karnataka we are faced with this problem. Due to less rainfalls during the last years and a nearly complete “Monsoon gap” this year, notably the high number of farmers is confronted by serious problems. They depend on this natural sort of watering. Caused by the less rainfalls lots of crop failures happen. Moreover, the drinking water reserves start running out.

In addition to these difficult circumstances, there is another issue this year:

Because of its geographical position at the end of the Cauvery-River, Tamil Nadu (one of Karnataka´s neighbour states) also has to deal with big water shortages, therefore the people in Tamil Nadu rely on water deliveries from Karnataka. In 2016 the High Court decided, that Karnataka has to give more water to Tamil Nadu. Regarding the common water shortage this year, many citizens started strikes, demonstrations and riots.

But these issues don´t concern only the Indian subcontinent but the whole world. In every part of the world you can notice consequences because of the increasing water shortages more or less. The switched off public showers at Mallorca´s beaches, the worst drought in California since 1200 years ago or the urgent water lack in Ethiopia are only a few examples out of many for a situation that will deteriorate and has effect on us at this stage.

That´s why lots of statistics and prospects deal with the future development of the world´s water resources, for instance a forecast published by the weekly paper “Die Welt” (in English. “The world”) in October 2015.

                                                                                                                  

Source: https://www.welt.de/img/wissenschaft/umwelt/mobile114678599/1717933307-coriginal-w2500/Wassermangel-22-03-2012.jpg (15.09.2016)


Advices like “Switch off the tab while brushing your teeth “or “abide long shower sessions” are well known by most of the people but they don´t solve the problem and ensure our future. So it´s a very reasonable statement, that we will fight in a Third World War about the last water resources.

Due to that we informed us about a person´s daily and ordinary water consumption in Germany. Most of the daily needed water is used for the personal hygiene like showering (44 liters). 33 liters are consumed for the toilet flush and 15 liters for clothes washing. An ordinary household expends each 7 liters on cleaning, car wash, gardening and dish washing. In addition there are 5 liters used for drinking and cooking. But this calculation doesn’t include the 4000 liters of virtual water which are needed for producing food eaten on a day. With these 4000 liters you could fill 28,5 bathtubs!

In Germany we kept the fact ,that there are places in the world where people do not have such an easy and nearly unlimited access to clean water, at the back of our minds but this circumstance never has been affected us like in the last days and weeks! Our daily water consumption derogated roughly about 100 liters and we use approximately 20-25 liters a day on average (6 for food and drinking, 10 for the toilet flush and 6 for showering with a bucket).

Since we have experienced these limitations and got to know more about the big water issues we consider the enormous waste of water in Germany as such a ridiculous thing. Here you can´t drink water from the main and many people in the world don´t even have access to clean drinking water while in Germany this drinking water is even used for the flush! But for what reason? Where has all sanity gone?



 Quellen/Sources:



Dienstag, 6. September 2016

Ein Tag in Chattanahalli

Schon einen Monat sind wir jetzt in Indien – Und haben eine gewisse Routine in unseren Tagesablauf gebracht. Vor allem der Alltag im Kinderheim ist uns bereits sehr vertraut und wir wollen euch mit diesem Eintrag einen Einblick verschaffen.


6.00 - 7.30

Um diese Uhrzeit beginnt der Tag in Chattanahalli. Die Kinder stehen auf, ziehen sich an, putzen Zähne... Die typische Morgenroutine eben :) Anschließend versammeln sich alle zum Yoga, das pünktlich um halb sieben startet, bei schlechtem Wetter in einem Gemeinschaftsraum, wenn es jedoch warm genug und trocken ist,  auch gerne draußen im Innenhof unter der Morgensonne.



7.30 - 8.30

Anschließend heißt es study time! Die Kinder erledigen den Rest ihrer Hausaufgaben, lernen für den bevorstehenden Unterricht oder lesen in ihren Schulbüchern. So eine extra Lerneinheit am Morgen hätte uns in Deutschland vermutlich auch nicht geschadet ;)



8.30
Gegen halb neun läutet dann die Glocke zum Frühstück. Jeder hat seinen eigenen Teller, der vor und nach dem Essen abgespült wird. Anschließend versammeln sich alle in der neu renovierten dining hall und die beiden Köchinnen Jaya und Anita füllen jedem den Teller.

Die älteren High-School Schüler müssen allerdings schon zeitiger mit der Autorikscha zur Schule und frühstücken dementsprechend früher.



9.00 – 16.30

Nach dem Frühstück ziehen sich die Kinder ihre Schuluniformen an und packen ihre Rucksäcke für den Tag. Dann versammeln sie sich im Hof und singen die indische Nationalhymne bevor sie zur Schule aufbrechen. Diese ist etwa 1 km Fußmarsch vom Hostel entfernt und die beiden Lehrerinnen Parvathi und Vinna (auch wir kommen mit, wenn wir im Hostel sind) begleiten die Kinder auf ihrem Weg.

Zurück im Kinderhostel bereiten wir dann die English tution classes vor und planen weitere Aktivitäten für die Kids. Außerdem heißt es auch für uns lernen: und zwar Kannada! Hierbei haben wir extra feste Zeiten in unserem time shed eingeplant, in denen Vinna oder Parvathi uns unterrichten.

Samstags endet die Schule jedoch schon früher und die Kinder kommen bereits um 14 Uhr zurück. Dann haben wir genug Zeit für unsere English classes und weitere workshops :)




17.00 – 18.00

Nachdem die Kinder von der Schule heimgekommen sind, haben sie erstmal eine Stunde Freizeit, in der wir spielen, basteln oder etwas entspannen können. Sehr beliebte Sportarten sind Volleyball und Federball, aber auch jegliche Formen von Hüpf-, Renn- und Fangspielen, wie wir festellten :D

Um diese Zeit findet außerdem der evening prayer statt und es gibt einen kleinen Snack. Oft wird anschließend aus der Zeitung vorgelesen und sich über den bisherigen Tag ausgetauscht.


Der Spielplatz des Hostels




 18.00 – 20.00


Einer von mehreren Gemeinschaftsräumen.
Jetzt heißt es wieder lernen! Die Kinder müssen Hausaufgaben erledigen und sich für den kommenden Schultag vorbereiten. Vor allem die 10. Klässler haben viel zu tun, da für sie bald ihre Abschlussprüfungen anstehen (mehr über das indische Schulsystem: siehe Hintergrundinformationen).

Um halb neun gibt es dann Abendessen.





21.00 -22.00

Nach dem dinner findet die sogenannte cultural activity statt. Oftmals gestalten wir diese in Form von gemeinsamen Spielen, Tänzen, Liedern,  Erzählrunden oder Präsenationen über ein Thema, dass die Kinder interessiert (zum Beispiel deutsche Kultur). Aber auch Nachrichten oder Filme schauen sind sehr beliebte „cultural“ activites ;)

Vor allem die jüngeren Kinder sind gegen Ende schon sehr müde und um spätestens 22.30 heißt es „Good night akka, have sweet dreams!“



Dieser Tagesablauf bezieht sich auf die Tage von Montag bis Samstag, Sonntags haben die Kinder hier keine Schule und verbringen den Tag im Hostel mit Aufräumen, Spielen, Hausaufgaben und wir haben genug Zeit für längere Bastelaktionen und Projekte :)

Letztes Wochenende allerdings fand das regelmäßige parents-meeting statt, an dem unsere Mentorin Vibha, die unter anderem als counselor hier tätig ist, die Lehrer,  die Eltern und auch die Kinder teilnahmen. Dabei wurden alle wichtigen, aktuellen Themen und Probleme besprochen und teilweise Einzelgespräche mit den Eltern geführt. Im Ganzen ist diese Veranstaltung also vergleichbar mit einem Elternabend in deutschen Schulen.

Nach dem meeting gingen die meisten Kinder mit ihren Eltern nach Hause, da bis Montag Ferien waren aufgrund des Ganesh-Festivals am 5.September. Auch die beiden Lehrerinnen Parvathi und Vinna gingen nach Hause und so blieben zum Schluss nur wir Volunteers zusammen mit den Köchinnen und sieben Kindern im Hostel. Die nun einkehrende Ruhe war zwar zunächst etwas ungewohnt, allerdings stellte sie sich als erholsame Abwechslung zum sonst sehr lebendigen Hostelalltag mit allen 3o Kindern heraus ;)


















A day at Chattanahalli
It´s already been one month since we arrived in India and by the time we´ve developed a certain routine. We got especially used to the daily time plan at Chattanahalli and with this post we want to provide you a little insight of a typical day in the hostel.

6.00 -7.30
At this time the day begins at Chattanahalli. All kids get up, dress themselves, brush their teeth…  The typical morning routine ;) Then everybody meets for yoga wheter in the community room or outside on the square if the weather is sunny and dry.

7.30 – 8.30
Now it´s study time! The children finish their homework, learn for their subjects or read in their books. This extra study time in the morning would have been very useful for us in Germany as well ;)

8.30
The bell rings for breakfast. Everybody has their own plates that have to be washed before and after every meal. After that we meet at the dining hall where the cooks Anita and Jaya serve breakfast. Only the high-school students have their breakfast earlier because they have to go by autoriksha and leave at an earlier time.

9.00 – 16.30
After the children have finished their meals they go off to school that is located 1 km away from the hostel. The teachers (and us, the volunteers, when we are here) accompany the kids on their way to school.
When we are back at the hostel we prepare the English classes or other activities for the children. And we also have our Kannada classes Vinna and Parvathi teach us.
On Saturdays school ends earlier at 2 o´clock and we have more time with the children and for our English classes and other Workshops.

17.00 – 18.00
When the children come back from school they have an hour for spare time activities like playing/dancing, making some handicrafts etc… or we just relax ;)
At this time the evening prayer also takes places and a little snack is served. During that the teachers often read the newspaper together with the children and we talk about their day in School.

18.00 – 20.00
Now it´s study time again. The children have to do homework and learn for the next day. Especially the oldest students who are in 10th grade have to study a lot because they have their final exams soon.  Around 20.30 dinner is ready and we eat in our dining hall.

21.00 – 22.00
After dinner it´s time for the cultural activity. We often prepare this activity in the evening and play some games, dance with the kids, sing songs, have a group chat or show them a short presentation about a topic they are interested in (like German culture for example). But they also like watching the news or a movie ;) When it gets late especially the younger children get really tired and at least at 22.30 everybody says  “Good night akka, have sweet dreams!”





Hintergrundinfo: Das indische Schulsystem

Das indische Schulsystem ist nicht weniger kompliziert als das deutsche und ist ebenso wie in Deutschland in erster Linie Sache der einzelnen Bundesstaaten. Auch hier gibt es verschiedene Schulformen, Universitäten und Hochschulen sowie zusätzlich ein großes Angebot an privaten Bildungseinrichtungen, welche sich, vor allem im Bereich der Elementar- und Sekundarbildung, nicht nur in der Farbe der Schuluniform, sondern auch maßgeblich im Bildungsniveau von den gesetzlichen und halbgesetzlichen Schulen abheben.


Auch wenn das Grundrecht auf Bildung im Gesetz festgeschrieben ist und die Regierung sich bemüht in Bezug auf den Bildungssektor der Leitlinie „Expansion, Qualität, Gerechtigkeit“ zu folgen, gibt es durchaus große Unterschiede in den jeweiligen Bildungschancen. So ist auch der Zusammenhang zwischen zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln und dem Bildungserfolg weitaus stärker ausgeprägt als wir es kennen. Während gute Privatschulen zwar einen wesentlich höheren Bildungserfolg versprechen als die staatlichen Schulen, bleiben diese in der Regel jedoch jenen vorbehalten, die das nötige Kleingeld besitzen, um eine solche Ausbildung auch zu zahlen.

Unabhängig davon, ob eine staatliche, halbstaatliche oder private Schule besucht wird, gilt auch in Indien für Kinder von 6-14 Jahren eine allgemeine Schulpflicht. Die Regelzeit der Schulausbildung von der Einschulung mit 5 Jahren bis zur Sekundarstufe beträgt immer 10 Jahre. Diese setzen sich wie folgt zusammen:

-          Grundschule (1.-5. Klasse)

-          Mittelschule (6.-8. Klasse)

-          Oberschule (9.-10. Klasse)

Anschließend gibt es die Möglichkeit, entweder ein dreijähriges, berufsorientierendes Diplom zu beginnen oder für zwei weitere Jahre das College zu besuchen, um anschließend an einer Universität studieren zu können. Die Uni-Studiengänge sind wie bei uns nach dem Bachelor-Master-System aufgebaut.

Die Unterrichtsfächer variieren bezüglich der unterschiedlichen Staaten nur in den Sprachen, die unterrichtet werden. So lernen die Schüler in Karnataka beispielsweise neben Englisch und Hindi (beides Staatssprachen) die Landessprache Kannada. In manchen Schulen und Colleges wird darüber hinaus auch Sanskrit gelehrt. In jedem Staat stehen außerdem die Fächer Mathematik, science (Naturwissenschaften), social science (Geschichte), physical education (Sportunterricht), Kunst und general knowledge (hier wird Allgemeinwissen vermittelt, von der Geschichte anderer Länder bis zu den aktuellen Olympiasiegern) auf dem Stundenplan.

Trotz des immer weiteren Ausbaus des weltweit zweitgrößten Bildungssystems und der rasant steigenden Zahlen an Hochschulabsolventen/-innen, wird immer wieder der Zwiespalt in der Gesellschaft deutlich. So brechen noch immer viele Schüler/-innen, vor allem aus den unteren Schichten und der Landbevölkerung, die Schule vorzeitig ab.