Montag, 26. Dezember 2016

Alle Jahre wieder, doch zum ersten Mal in Indien!

Obwohl in unserem Bundesstaat die meisten Menschen Hinduisten sind, mussten wir das diesjährige
Weihnachsfest glücklicherweise nicht missen! Unsere christliche Gastfamilie richtete am 24. Dezember eine Weihnachtsfeier bei sich daheim aus, zu der alle Vikasana-Mitarbeiter aus dem Office, dem Kinderheim und einigen Projektgebieten eingeladen waren. Diese Weihnachtsparty hatte viele Gemeinsamkeiten mit den uns Bekannten aus Deutschland: Es gab eine bunt geschmückte Krippe, leckeres Essen, einige Gebete und Weihnachtslieder und es wurde sogar unter den Gästen gewichtelt! Abends besuchten wir gemeinsam mit unserer Gastfamilie den örtlichen Weihnachtsgottesdienst.

Auch am nächsten Tag war die fröhliche Weihnachtsstimmung noch längst nicht verflogen, stürmten doch unsere ganzen Hostelkinder auf uns zu als wir wieder im Kinderheim ankamen und wünschten ihren akkas ein "Merry Christmas". Das hatten wir alle dann auch wirklich, da wir gemeinsam mit den Lehrern und Kindern die erste Weihnachtsfeier im Hostel veranstalteten! Seit zwei Wochen haben die Kids fleißig Lieder, Geschichten und soagr ein Krippenspiel einstudiert, Kekse gebacken und Weihnachtsdeko gebastelt.  Am Sonntag luden wir alle Mitarbeiter aus dem Office in unser Hostel ein, dieses besondere Event mit uns zu feiern. Die Mühe hat sich auch wirklich gelohnt und die Christmasparty wird wohl allen noch lange in Erinnerung bleiben :)

Wir hoffen ihr hattet ein ebenso schönes Weihnachtsfest und wünschen euch einen guten Rutsch ins neue Jahr! Von uns gibt es die nächsten vier Wochen höchstwahrsscheinlich keine News, da wir die nächsten drei Wochen "im Urlaub" sind und durch halb Indien reisen werden, und uns anschließend in Coimbatore im KKID mit allen anderen Freiwilligen zum Midtermseminar treffen.

Aus Butter, Mehl, Zucker und Kakaopulver kneteten wir den Plätzchenteig
















Unser improvisierter Ofen: Sand in einem großen Topf
über dem Feuer erhitzen und Plätzchen auf einem Metall-
Teller backen! An sich klappt das super, einziges Problem: Extrem zeitaufwendig!!!







DIe Krippe bei unserer Gastfamilie



In der Kirche beim Gottesdienst






Auch ein Weihnachtsbaum durfte nicht fehlen!



Die Kulisse für unser Krippenspiel


Links die drei Engel, in der Mitte der Stern und rechts die Hirten



Nach einem zwar etwas chaotischen, aber erfolgreichen Krippenspiel :D


Die Songgroup sang den Rudodlph-Song und "Alle Jahre
wieder"

Montag, 19. Dezember 2016

Unser Müll von heute, das Problem von morgen – Eine alternative Herangehensweise

Terrassenanbau von Reis
Leben im Einklang mit der Natur? Vermeidung von Müll, speziell Plastikmüll? Schutz der uns umgebenden Natur? Diese Themen gehören wohl zu den meist diskutiertesten unserer Gesellschaft und gleichzeitig zu denjenigen, bei denen noch einiges an Handlungsbedarf besteht. Speziell die großen, aber auch kleinen Städte produzieren weltweit Unmengen an Müll. Aber wie sieht das Ganze eigentlich bei der Tribal Bevölkerung aus, die rund um die Stadt Shringeri in den stark bewaldeten Western Ghats lebt? Dieser Frage, versuchten wir bei unserem Field Visit in VIKASANA´s Integrated Tribal Development Project nachzugehen.

VIKASANA´s „Integrated Tribal Development Programme“
Das Projekt “Integrated Tribal Development Programme” wurde zur Unterstützung der indischen Tribal Community, welche die älteste ethnologische Gruppe der indischen Bevölkerung darstellt, von der indischen NGO VIKASANA im Mai 2011 ins Leben gerufen.
Ziel ist die Gewährleistung nachhaltiger, ökologischer Landwirtschaft und eine Verbesserung deren Umsetzung innerhalb der tribal society. Das Projektgebiet umfasst 18 Dörfer rund um Koppa und Shringeri innerhalb des Chikmagalur Districts.
Auch wenn die Tribals nicht in einer eigenen Subkultur leben, grenzen sie sich doch in ihrer Kultur und Lebensweise von der restlichen indischen Bevölkerung deutlich ab. Allerdings muss hier deutlich gemacht werden, dass es sich keinesfalls um exotische Buschvölker, sondern um ganz normale Menschen, die in normaler Kleidung in landestypischen Häusern lebt, handelt.
(Quelle:An outlines: Integrated Tribal Development Programme in Koppa and Shringeri block,
From: Tribal development project poster, Vikasana)


Mit den Menschen die wir im Projektgebiet trafen, unterhielten wir uns über die Fragen, was sie vom Leben im Einklang mit der Natur halten, welche Vor-und Nachteile  dieses hat, ob sie sich freiwillig für ein Leben fernab der Städte entschieden haben oder durch wirtschaftliche Gründe dazu gezwungen sind, sowie über Umweltschutz und Müllentsorgung.

Die Menschen hier leben von und mit ihrer natürlichen Umgebung. Relativ abgeschieden von größeren Orten, sind sie angewiesen auf ein Leben im Einklang mit der Natur und ein harmonisches Verhältnis zu ihrer Umwelt. Doch diese Abgeschiedenheit ist keinesfalls ein wirtschaftlich bedingter Zwang, im Gegenteil, die Menschen, mit denen wir sprachen, ziehen es sogar vor, dort zu wohnen und zu arbeiten, anstatt in den Städten zu leben. Schließlich, so erzählten sie uns, hätten sie hier alles, was sie bräuchten.


Die meisten arbeiten als Bauern auf kleinen Mischkultur-Plantagen und -feldern rund um ihre Häuser, sammeln Früchte und Honig im Wald und halten Kühe, Ziegen und Hühner. Der Anbau in Mischkulturen ist eine besondere Form ökologischer Landwirtschaft, bei dem verschiedene Pflanzenarten unterschiedlicher Erntezeiten in einem Gebiet kultiviert werden, um eine ganzjährliche Ernte zu garantieren und den Nährstoffgehalt im Boden zu bewahren.

Ein zusätzliches Einkommen verdienen sich die Farmer beispielsweise über eine kleine, von der Regierung geförderte Handtuch-Manufaktur, als Schneider oder Arbeiter. Auch Vikasana schafft einkommenssteigernde Maßnahmen, zum Beispiel durch die Errichtung von kleinen Läden am Straßenrand, in denen die Menschen ihre Produkte, Snacks, Tee oder Kaffee und andere Güter verkaufen können.


Doch das Leben mit der Natur bringe auch einige Probleme mit sich, wie uns berichtet wurde. Zum einen stellen die zeitweise sehr starken und andauernden Regenfälle eine Bedrohung für die Ernte dar, weil die großen Wassermassen die Samen teilweise wegspülen und die Böden auswaschen. Zum anderen leben in den Wäldern auch zahlreiche wilde Tiere, wie Affen, Wildschweine und Büffel, die die Reis-, Kokosnuss-, Bananen- und Kaffeepflanzen, die hier unter anderem angebaut werden, als willkommene Abwechslung auf ihrem Speiseplan ansehen.

Doch trotz dieser Herausforderungen möchte die Gemeinde sich nicht dem Willen der Regierung beugen und in die Städte umsiedeln. Sie wurden hier geboren und haben hier ihr ganzes Leben verbracht. Ein Umzug in die Stadt, käme für sie der Entwurzelung aus ihrem Heimatland gleich.

Auch wenn die Schulwege der Kinder lang und öffentliche Verkehrsmittel nicht vorhanden sind, es keine Anbindung an städtische Wasser- und Stromleitungen gibt und die Regierung eine Entschädigung für die Umsiedelung in größere Orte anbietet, zieht die tribal community das Leben in der Natur entschieden vor, da es auch positive Seiten hat.

Ein Beispiel sind die geringeren Ausgaben im Alltag. So beziehen sie viele Materialen aus dem Wald und verwenden diese zur Herstellung alltäglicher Gegenstände. Vor allem Bambus ist vielseitig einsetzbar, wird er zum Beispiel zu Körben oder Tellern verarbeitet und auch teilweise beim Häuserbau benutzt. Der größte Teil benötigter Nahrungsmittel wird im hauseigenen Mischgarten geernt oder ebenfalls aus dem umliegenden Wald gewonnen. Hierbei sammeln die Kleinbauern vor allem Früchte und Honig und verkaufen diese Produkte unter anderem auf dem örtlichen Markt. Auch wachsen im Wald und in den Gärten viele medizinische Heilpflanzen, die eine gute Alternative zu teureren Medikamenten aus der Apotheke darstellen.

Die Natur bedeutet für die Menschen dort eine wichtige Unterstützung und Lebensgrundlage, weswegen sie sehr daurauf bedacht sind, ihre Umwelt zu schützen.

Dennoch wird ihnen immer wieder vorgeworfen, dem Wald zu schaden und Mitschuld an dessen Zerstörung zu tragen. Dabei seien es gerade die großen Plantagen-Besitzer, die den Wald gefährden, indem sie  Waldflächen übermäßig roden und  in Monokulturen umwandeln lassen,um große Gewinnsummen zu erzielen. Und auch die städtische Konsumgesellschaft würde durch die Unmengen an Plastikmüll einen großen Teil zur Zerstörung der Umwelt beitragen, erklärten sie uns.

Die Tribal Gemeinde hingegen verwendet, zusätzlich zu den bereits erwähnten Mischkultur-Feldern, ausschließlich Biogas-Öfen, um keine Bäume für Holz fällen zu müssen. Zudem vermeiden sie Plastikprodukte und gehen beispielsweise nur mit wiederverwendbaren Taschen zum Einkaufen auf den Markt. Dies führt gemeinsam mit dem weitestgehenden Verzicht auf Fleischprodukte dazu, dass so gut wie nur biologische Abfälle anfallen. Diese werden gemeinsam mit Laub aus dem Wald und Kuhdung in einem Kompostsystem zu Dünger verwertet. So entsteht im Endeffekt gar kein Müll im herkömmlichen Sinne.



Auf unsere Frage, was sie über die Konsumgesellschaft denken und den Menschen in den Städten gerne mit auf dem Weg geben möchten, antwortete die Community, dass es gerade die Menschen der Konsumgesellschaft seien, also auch wir, die die Natur zerstören und somit das Überleben aller gefährden. Zwar sagen sie, dass moderne Technologien durchaus wichtig seien und eine große Erleichterung darstellen können, unter der Vorraussetzung, dass sie in den richtigen Gebieten eingesetzt werden. Dies sei jedoch bisher nicht ausschließlich der Fall. Im Gegenteil, die neuen Technologien bedrohen in ihren Augen die Arbeit der Farmer mehr, als dass sie unterstützen. Wenn nicht bald etwas geschehe, sagen sie, wird es künftig kein Leben auf dem Land mehr geben und auch die Natur wird zusehends in Mitleidenschaft gezogen werden, sodass irgendwann nicht mehr genügend Nahrung für alle vorhanden ist.

Diese Aussagen sollten wir uns durchaus zu Herzen nehmen und unser eigenes Handeln überdenken, inwiefern es sich auf unsere Umwelt auswirkt und was wir tun können, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken.




Today´s waste, tomorrow´s problem – an alternative solution
The tribal community in Sringerie as a role model
A life closely connected to nature? Avoiding waste – especially plastic waste? Protection of our environment? These issues are some of the most discussed ones in today´s society. Concurrently, there is still an enormous need of human action and effort to deal with those.
The world produces an unbelievable amount of waste every year, especially big cities but also the smaller towns. But what about the tribal population living amongst the Indian woods? With our field visit at VIKASANA´s Integrated Tribal Development Project we tried to find an answer to this question

VIKASANA´s „Integrated Tribal Development Programme“

The project titled “Integrated Tribal Development Programme” specially targets the tribal people who are the oldest ethnological segment in the Indian population. The tribal is a society having a clear linguistic boundary, these tribes also has a cultural boundary much less well defined, and this is the general frame for the formal and informal interactions of these members.  But hardly any of the tribes exist as a separate society. The major tribal populations have been settled in remote areas, devoid of common infrastructure facilities such as transportation, communication, health, education and safe drinking water. These circumstances have left them apart from social awareness, modern technologies and financial support from the government. 

With a view to ensure sustainable economic improvement of tribal communities, “Integrated Tribal development programme” was implemented in Koppa and Shirngeir block since May 2011 until March 2016. The project spreads over 18 villages of Koppa and Shringeri blocks of Chikmagalur district.  Various village level orientation meetings were called to update the project brief information to community and ensure their cooperation and support for effective implementation of the project activities. Regular touch with community and establishment of rapport with local institution has slowly pioneered by the project team. Simultaneously, it’s commenced implementing project activities laid down under the Detailed Project Report (DPR). The project targeted 409 land based families through wadi establishment while 106 landless families were received the support for sustainable livelihood security.
Source: An outlines: Integrated Tribal Development Programme in Koppa and Shringeri block  From: Tribal development project poster, Vikasana)
We talked with the people we met at the project area about their attitude towards a life in accordance with nature, benefits and drawbacks that come along with this and whether they chose this way of living voluntarily or whether they are forced to by some economical or social matters. Moreover we discussed about the topics of environment protection and waste management.
The people here are dependent on the surrounding nature and live very closely connected to it. Their homes are located deep in the forest and , consequently, far away from the towns and villages. But this seclusion does not result from any economical coercions. Quite the contrary, the tribal people rather prefer a life with the nature than living in the towns. In fact, they told us that they have everything they need there.
Most of them work as farmers and do mixed cultivation around their houses, collect fruits and honey in the forest and some of them also have cows, goats and chicken. The mixed cultivation is a special kind of agriculture. Instead of cultivating only one sort of plants, the farmers plant many different kinds next to each other, so that the nutrient cycle is upheld and an all-season harvest is provided. To gain an additional income some of the farmers work in a small handloom manufactory supported by the government. Even VIKASANA offers such possibilities by establishing small shops located at the roadside where the farmers can sell products like coffee, tea, self-prepared food and other goods.
But they are also confronted with some disadvantages that are connected to a life in the nature. On the one hand there are temporarily very strong and continuous rainfalls that mean a serious danger for the harvest because the large amount of water washes partly away the seats and nutrients and minerals are eroded from the floor.
On the other hand lots of wild animals, like buffalos, monkeys and wild pigs live in the forest and often spoil the crops.
Nevertheless, the tribal community does not want to move to the cities like the government prefers them to do. The Tribals were born there and have been living in this place for their whole life. Due to this circumstance, they consider a movement to the towns as an uprooting out of their motherland. Even though the way to school is long, public transport does not exist and there is mainly no connection to local infrastructure like water- and electricity networks and the government offers them money if they agree to move to the towns, the tribal farmers favors the life amongst the forest.
They pay more attention to all the benefits that come along with this way of life, for example the lower costs in their everyday life. Like this, they can use a lot of materials from the forest to create objects they need. Especially the bamboo is used for many different purposes, e.g. for the production of plates or baskets and also sometimes for the constructions of houses.
Most of their food they obtain from the forest and their own gardens with mixed cultivation. The main products are fruits, vegetables and honey, which they partly sell on local markets. Additionally, there is a grand diversity of herbal medicine in the forest which means a cheap and also effective alternative to expensive medicine from the pharmacies in the cities.
Nature is an important support and livelihood to the tribal community so as a consequence they really care for its protection. In spite of that, they are accused of harming the forest and contribute to its destruction by the government, like the people we interviewed told us. But in fact, it´s not the tribal community who threatens the forest, indeed it´s the behavior of great land owners who stub the wood excessively and turn it into monocultures in order to receive the most possible cash profit. Also the people from the towns and villages contribute a major part to this destruction by producing huge amounts of (plastic) garbage that is non-biodegradable.
In contrast the tribal community uses, additionally to mixed cultivation, only biogas ovens. So they don´t need to stub trees to get fire wood. Furthermore the tribal people avoid plastic at all. One example how they do this is that they take reusable bags or baskets instead of plastic bags for shopping. Together with their mostly vegetarian nutrition this leads to the consequence that they just produce biodegradable garbage. This garbage is put together with fallen leaves from the forest and cow dung and after some time passed by it has become fertilizer which can be used for their agriculture. However, due to this recycling method there´s no ´waste´ like we know it, in fact.
In the end of our interview we asked the tribal people what they think about consumer society and if they want to give any suggestions to other people concerning environment protection and waste management. They responded that the people of consumer society are mainly responsible for the destruction of nature and constitute a certain danger for the human surviving. They acknowledge new technologies as useful relieves but only if they are used correctly in suitable areas and bring advantages to all people. But in their opinion this is not the reality and they claimed that new technologies also threaten the farmers´ work and existence more than they support them. The consequence, in their point of view, is a future scenario in which agriculture in its traditional form no longer exists and there´s a serious lack of nutrition.
After all there´s no need to mention that we all should think about this problems and bear in our minds the consequences coming along with them. Moreover it´s extremely necessary that everybody has to reflect their own behavior and in which ways they have a negative impact on the environment. Of course suggestions and ideas how we can improve our habits and fight against this dangerous and harmful development should be an important part of these reflections, too.
















Montag, 5. Dezember 2016

Vom südindischen Essen


Da bereits die Hälfte unseres Freiwilligendienstes vorbei ist, haben wir uns gedacht, dass es an der Zeit ist, über ein Thema zu schreiben, das hier wirklich eine große Rolle spielt und über welches wir schon so einiges lernen durften: Das indische Essen!

Kommen wir morgens ins Office, ist der erste Satz mit dem wir begrüßt  werden „Tindi aita?“ („Schon gefrühstückt?“), gefolgt von der Frage, was es denn zum Frühstück gab. Unsere Antwort hierauf variiert täglich, gibt es im Hostel doch einen abwechslungsreichen Speiseplan (der, vor allem was das Frühstück betrifft, streng eingehalten wird! :D) und auch bei unserer Gastfamilie kommen viele unterschiedliche Gerichte auf den Tisch.
Diese alle hier vorzustellen, würde jedoch viel zu lange dauern, weswegen wir uns auf unsere Favoriten und die am häufigsten gegessenen Speisen beschränken werden.



Frühstück:
Vorneweg: Indische Frühstücksgerichte sind in der Regel warm und zum aller größten Teil herzhaft und würzig!
Was zu Beginn sehr gewöhnungsbedürftig war, wollen wir mittlerweile nicht mehr missen und kochen uns so nur ab und an ein „German breakfast“, das dann meistens aus Haferflocken mit Früchten oder importiertem Tütenbrot aus Deutschland besteht (An dieser Stelle herzlichen Dank an die fleißigen Päckchensender aus unserer Heimat!:D).
Auch waren wir neulich in einem großen Supermarkt shoppen und erstanden unter anderem Nudeln, Maggie-Tütensuppen und Salzcracker.
Aber genug vom deutschen Essen, hier soll es schließlich um die indische Küche gehen!


Citrana, gibt es immer montags im Hostel
Neben diversen Reis-Gemüse-Mischungen wie Citrana (Reis mit Tomaten und Erdnüssen, der mit verschiedenen Gewürzen verfeinert wird und eine gelbe Farbe bekommt), Palao (ähnlich wie Citrana, aber mit Erbsen und roter Beete) und Poliogere (auch ein „gelber Reis“, mit Nüssen und Chili, weswegen dieser die wohl schärfste Variante darstellt), gibt es einmal die Woche im Hostel Idli, jene weißen gedämpften Reiskuchen, die mit einem scharfen Chutney (Paste/Soße) aus Kokosnus, Chili und Nüssen serviert werden.

Sonntags wird der Idli-Ofen herausgeholt!
Zuerst wird der Teig in die Metallformen gegossen
und anschließend im Ofen über einem
heißen Wasserbecken dampfgegart.

Unser absoluter Frühstücksfavorit ist jedoch „Upittu“ oder auch „Upma“(Fotos und Rezept siehe unten), ein Brei aus Hartweizengrieß mit Tomaten, grünen Chilis, Erdnüssen und Zwiebeln. Doch Vorsicht, sollte man zu viel davon essen, lassen die Magenschmerzen meist nicht lange auf sich warten, da es wirklich äußerst sättigend ist!


Mittagessen:
Wenn wir zur Mittagszeit im Hostel sind, essen wir meistens Chapati (flache, runde Teigfladen aus Mehl) mit gebratenem oder gekochtem Gemüse, sogenannter „Palea“(siehe Rezepte unten).
Zusätzlich gibt es Reis und Sambar, eine dünne Soße, deren Zutaten von Linsen, Kicherebsen und weißen Bohnen bis zu verschiedenen Gemüsesorten wie roter Beete, Kartoffeln oder Zuchhini variieren. Selbstverständlich sind jene Beilagen immer scharf gewürzt mit Chili-, Masala- und Kurkumapulver.
Bei unserer Gastfamilie kommen wir häufig in den Genuss von keralesischem Essen, da unsere Gastmutter Verwandte in diesem Bundesstaat hat. Hier wird oftmals der relativ wässrige, großkörnige Vollkorn-Keralareis mit typischen keralesichen Fisch- und Gemüsecurries serviert.



oben links: Idli mit Chutney und Sambar
unten links: Meals
oben rechts: unser absolter Lieblingssnack",
"Gobi manchurian" (frittierter Blumenkohl)
unten rechts: Masala Dosa
Ein weiteres, typisch südindisches Mittagsgericht ist „Masala Dosa“.
Dosa ist eigentlich ein runder Pfannkuchen, bestehend aus Reis und manchmal auch Bohnen, der in einer Gusseisernen Pfanne mit Ghee (geklärte Butter) oder pflanzlichem Öl gebacken wird.
Besonders beim Masala Dosa, ist die Konsistenz und Form: Außen ist der Teig goldbraun und knusprig, während er innen weich und weiß bleibt.
Der Zusatz „Masala“ kommt von der würzigen Füllung aus Kartoffeln, Zwiebeln und verschiedenem Gemüse, die in das zugeklappte Dosa gegeben wird. Zum Masala Dosa werden meistens Sambasoße und Kokosnusschutney gereicht.


So gut wie alle Restaurants servieren außerdem sogenannte „Meals“. Hierbei handelt es sich um drei bis fünf verschiedene Soßen in kleinen Töpfchen, die zusammen mit Reis und Chapati oder Naanbrot gegessen werden (siehe Foto). Meistens ist auch „Paisa“ dabei, ein süßer Brei aus Nudeln, Cashews, Zucker und teilweise Milch.


Abendessen:
Zum Abendessen, das für uns anfangs ungewohnt spät stattfindet (halb neun im Hostel und nach zehn in unserer Gastfamilie), gibt es im Kinderheim ebenfalls Reis und Sambar, sowie Chapati oder Ragiball.
Letzterer besteht aus Ragipulver, das ähnlich wie Mehl aussieht, Wasser und etwas Salz. Diese Zutaten werden zu einer Kugel verknetet, die dann dampfgegart wird. Zugegeben, wir waren am Anfang schon etwas skeptisch, und während Lena dieser einfachen und hier weit verbreiteten Spezialität nicht ganz abgeneigt ist, konnte ich mich nicht so wirklich aufgrund der gewöhnungsbedürftigen Konsistenz damit anfreunden ;D


Bei unserer Gastfamilie kochen wir abends jedoch häufig Reis- oder Wheat-Dosa (Rezept siehe unten), wurden in die Geheimnisse der Kunst des Chapatirollens eingeweiht und durften schon bei den verschiedensten Palea-Kreationen helfen.
Hier die Rezepte für ein par unserer Favoriten (Die Personenangaben sind nur sehr grobe Richtwerte, da indische Portionen die deutschen Gewohnheiten meist übersteigen und zum größten Teil nach Gefühl gekocht wird):






Uppitu (herzhafter „Frühstücksgrießbrei“)



oben links: Curryleaves
oben rechts: Kurkumapulver
unten links: Kreuzkümmelsamen
unten rechts: schwarze Senfkörner

Zutaten (4-6 Personen):
2 Tassen Hartweizengrieß (am besten nach Packungsanweisung richten)
2-3 große Tomaten
3-5 mittelgroße grüne Chilis (Wer es authentisch scharf mag, weniger ist natürlich auch in Ordnung ;D)
2 große Zwiebeln
1 TL schwarze Senfkörner
1 TL Kreuzkümmelsamen
2-3 TL Kurkumapulver
Eine Handvoll Curryleaves (alternativ etwas Currypulver)
Eine Handvoll geraspelte Kokosnuss
Salz nach Geschmack
Öl zum Anbraten
Wasser zum Aufgießen
Eventuell Erdnüsse oder Cashews





Zubereitung:

1) Zwiebeln, Tomaten und Chili in sehr kleine Würfel bzw. Streifen schneiden. Falls eine frische Kokosnuss verwendet wird, diese klein raspeln.


2) Öl in einer Pfanne oder einem Wok erhitzen, zuerst Curryleaves und Senfsamen ca. eine Minute anbraten, dann grüne Chili und Zwiebeln und Kreuzkümmelsamen hinzufügen und weitere 2-3 Minuten anbraten, dabei ständig umrühren, sodass nichts anbrennt.


3) Tomaten und Kokosraspeln hinzufügen, unter Rühren 2 Minuten braten, dann Kurkumapulver und Salz unterrühren. Diese Gemüse-Gewürzmischung mit ca 1 Liter-2 Liter Wasser aufgießen und 15-20 Minuten köcheln lassen. Gegebenenfalls Wasser nachgießen!

4) Hartweizengrieß mit Öl in einer separaten Pfanne unter ständigem Rühren anbraten, bis er goldbraun ist.


5) Hat die Gemüsemischung 15-20 Minuten geköchelt, den angebratenen Hartweizengrieß hinzugeben und wenn nötig mit heißem Wasser aufgießen. Dabei ständig rühren. Das Uppitu sollte zum Schluss eine Grießbrei-ähnliche Konsistenz haben.

Wer es ganz indisch machen möchte, verzichtet beim Essen auf jegliches Besteck (außer zum Auffüllen ;D) und isst mit der rechten Hand. Guten Appetit :)





Wheat-Dosa (indische, vegane Pfannkuchen)

Wheat-Dosa ist eine sehr einfache, kostengünstige und schnelle Alternative zum eher aufwendigen Reis-Dosa. Man benötigt lediglich:



Mehl (Weizen- oder Vollkornmehl)
Wasser
etwas Salz
Öl (Ghee oder Pflanzenöl) zum Anbraten
und eine (gusseiserne) Pfanne

Je nach benötigter Portionsgröße Mehl mit Wasser und Salz vermischen, sodass ein dickflüssiger, klumpenfreier Teig entsteht (ähnelt von der Konsistenz her Pfannkuchenteig, siehe Foto). Etwas Öl in der Pfanne erhitzen und eine Kelle des Dosateigs gleichmäßig darauf verteilen, sodass ein runder Pfannkuchen entsteht.
Bei unserer Gastfamilie verwenden wir immer eine spezielle Dosapfanne, in der das Dosa mit einem metallenem Deckel abgedeckt wird und ca 3-5 Minuten backt. Allerdings ist das Dosabacken auch ohne diese Utensilien in einer normalen Pfanne möglich, man muss nur sehr aufpassen, dass es nicht anbrennt und schon nach ca. 1-2 Minuten versuchen, es vorsichtig zu wenden ;)

Dosa wird meistens mit Palea, Sambar oder Chutney gegessen.




Palea à la Parvathi (Gemüsebeilage, nach dem Rezept unserer Hostellehrerin)

Zutaten (für 3-4 Personen):

3-5 mittelgroße grüne Chili
2-3 große Tomaten
2 Zwiebeln
2 mittelgroße Kartoffeln
1 große rote Beete
3 zerquetschte Knoblauchzehen
1 TL Chilipulver
1 TL Sambar oder Currypulver
1-2 TL Kurkumapulver
Eine Handvoll geraspelte Kokosnuss
Salz nach Geschmack
Öl zum Anbraten
Wasser zum Aufgießen



Zubereitung:

1) Das Gemüse in kleine Würfel schneiden und die Kokosnuss raspeln.

2) Öl in Pfanne oder Wok erhitzen, grüne Chili, Zwiebeln und Knoblauch darin ca. 2 Minuten unter Rühren anbraten.

3) Anschließend Chili-, Sambar- oder Curry- und Kurkumapulver hinzufügen, kurz mitbraten und Tomaten, Kartoffeln, die rote Beete und Kokosraspeln dazugeben.

4) Salzen und mit Wasser aufgießen, zudecken und ca 20-25 Minuten köcheln lassen, sodass die Kartoffeln und rote Beete gar sind. Falls nötig, mehr Wasser nachgießen, zum Schluss sollte es eine sämige und nicht zu flüssige Masse sein.

Palea wird zu Reis, Dosa oder Chapati gegessen.


Beim Dosabacken sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt!
Unsere Lieblingskreationen: Tomato- und Vegetable-Dosa :)


Auch Palea-Rezepte können vielseitig abgewandelt werden