Montag, 24. Oktober 2016

Mysuru Dussehra...


..jestundu sundera, chelide nageya panira! So schallte es am 11.Oktober aus sämtlichen Lautsprechern vor dem Palast in Mysore, einer knapp 900.000 Einwohnerstadt Karnatakas, in der das Fest Dussehra 10 Tage lang gefeiert und mit einer gigantischen Prozession aus Elefanten, Tänzern und Festwägen abgeschlossen wird.

Natürlich wollten wir uns dieses Event nicht entgehen lassen und da Mysore sowieso auf dem Rückweg von unserem Interproject Visit lag, blieben wir eine Nacht dort.


Montag früh kamen wir mit dem Nachtbus, der zwar den vielversprechenden Namen „Semisleeper“ trug, uns jedoch eine Nacht bescherte, die eher semi als sleep war, in Mysore an und nutzten den Tag, um uns die Stadt anzuschauen. Gemeinsam mit zwei Travellern aus Columbien, die wir zufällig kennenlernten, besuchten wir eine große Park- und Wassserspielanlage, gelegen am Staudamm des Cauveri Rivers.
Den Abend verbrachten wir auf dem Palastgelände und bestaunten jenes riesige Gebäude, das zur Dussehrazeit jeden Abend mit abermillionen Lichtern erhellt wird. Uns erinnerte dieses Spektakel an einen riesigen Weihnachtsmarkt, auch, weil es unglaublich viele Menschen dorthin zog und der Rückweg in unsere Unterkunft dementsprechend lange und mühsam war.


Am nächsten Morgen hieß es allerdings wieder zeitig aufstehen, anstelle von
gemütlich ausschlafen, da wir unbedingt gute Plätze für die Parade bekommen wollten! Zum Glück hat sich das frühe Aufstehen gelohnt und wir ergatterten zwei sehr gute, überdachte Sitzplätze direkt vor dem Palast, von wo aus die Prozession startete.
Dieser Überstand bot zwar gegen die zunächst prall scheinende Sonne Schutz, half jedoch bei dem sintflutartigen Regen, der kurz vor Start der Parade einsetzte, leider nicht mehr und wir waren in Kürze , trotz Plastikstühlen als Regenschirmersatz, komplett durchnässt.
Dennoch blieb die Stimmung super und wir bewunderten die geschmückten Elefanten, Tänzer- und Musikgruppen sowie dutzende Festwägen. Vergleichbar ist diese Parade mit einem 4 stündigen Karnevals-Umzug in Deutschland. Nachdem die Prozession mit einem letzten Elefanten samt Hindustatue abgeschlossen wurde, mussten wir uns erneut durch die Menschenmassen zum Bahnhof kämpfen, wo wir mit dem Bus zwar sehr geschafft, aber unglaublich zufrieden und um zahlreiche neue Eindrücke bereichert zurück in unsere Heimat aufbrachen.


Wieder einmal haben wir festgestellt, dass sich eine indische Großstadt doch recht stark von einer indischen Kleinstadt, wie zum Beispiel Tarikere, unterscheidet. Nicht nur was die Einwohnerzahl und den dementsprechend stärkeren Verkehr und das breitere Freizeitangebot angeht, sondern auch der Lebensstil und die Kleidungsgewohnheiten ähneln sehr stark denen in einer europäischen Metropole. Hier fühlten wir uns in unseren Chudis zum ersten Mal fehl am Platz, zwischen all den jungen Inderinnen in Top und Jeans.
So, für Touristen unüblich gekleidet, war es auch kein Wunder, dass wir gleich zweimal von indischen Fernsehjournalisten angesprochen wurden, die uns jeweils in kurzen Interviews über unsere Zeit in Mysore und Meinung über die Parade befragten. Und unsere Antwort? Tumba cenagide!

(Kannada für „sehr schön!“)




Mysuru Dussehra...


Jestundu sundera, chelide nageya panira! That´s the way it sounded out of many speakers in front of Mysore´s palace on 11th of October. Mysore is an 900.000 inhabitant big Indian city where the festival Dussehra is celebrated 10 days long after which a giant procession with elephants, dancers takes place.



Of course, we didn´t want to miss this event and since Mysore was located on the travel route back from our interproject visit, we stayed there for one night. On Monday morning we reached Mysore with a nightbus that was actually described as a “semi-sleeper” but in which our night was more semi than sleep. In Mysore we spent the day together with two travelers from Columbia we in met incidentally the morning. We visited a grand park with lots of water fountains and in the evening we went to the palace which is lightened during Dussehra time with millions of little lamps. It reminded us of a very big German Christmas market also because so many people came there and the way back to our place where we slept took a long time.



The next day we got up very early again to get a good place to see the parade. In the end we were very lucky and found two very nice seats that where located under a shelter directly in front of the palace where the procession started. Even though the sun was shining the whole morning, suddenly very heavy rain falls started when the parade just had started. Unfortunately, our shelter was no help and we were completely wet after a few minutes. But our mood didn´t turn bad and we enjoyed watching the decorated elephants, dancers and musicians. The procession can be compared to a German carnival parade that takes about 4 hours. After the parade has finished with a last elephant that carried a hindu-statue we walked back to the bus stand through the crowded streets. We left Mysore that evening very sleepy but also very happy and staffed with lots of new experiences!


Once again we noticed that there are many differences between big Indian cities and small towns like Tarikere. It´s not just the larger number of inhabitants or that you have more possibilities to spent your free time but it´s also about lifestyle and clothing habits that are quite similar to European metropolises. Here in Mysore we felt a bit uneasy in our Chudis for the very first time, between all the young Indian girls wearing jeans and tops. So it was no surprise that two Indian journalists from different TV channels talked to us in two short interviews in which they asked us about our time in Mysore and opinion about the parade. And our answer? Tumba cenaggide! (Kannada for “very good!”)
















Donnerstag, 13. Oktober 2016

Vanakkam PDS !


Während unseres Freiwilligendienstes haben wir das große Glück, im Rahmen des sogenannten Interproject Visits, ein anderes Team unseres Batches in ihrem Projekt zu besuchen. Uns verschlug es zu Jan und David bei der indischen NGO PDS (Peermade Development Society), die inmitten der keralesischen Teerberge gelegen ist.


An einem Dienstagmorgen ging es voll bepackt zum nächstgelegenen Bahnhof, wo wir mit dem Zug zunächst vier Stunden nach Bangalore fuhren. Allein die Zugfahrt wäre die Reise schon wert gewesen, lernten wir doch während dieser zwei junge Inder, Cousin und Cousine, kennen, die sich mit uns unterhielten, uns Tipps zum Kannada lernen gaben und schließlich in Bangalore einluden, mit ihnen gemeinsam zu Mittag zu essen. Außerdem stellte sich heraus, dass die junge Frau aus Chikmagalur kommt, was nur eine knappe Stunde von Tarikere entfernt ist!
Auch der Zwischenaufenthalt in Bangalore hätte ruhig länger dauern können, da unsere Mentorin einen ehemaligen Kollegen und Freund fragte, ob er uns nicht ein bisschen etwas von der riesigen Landeshauptstadt zeigen könne. Und so kam es, dass wir einen exzellenten und unglaublich freundlichen Guide hatten, der uns eine kleine Tour durch den Palast, sowie den Indira Gandhi Musical Park gab. Nach einem leckeren Abendessen schafften wir es gerade noch rechtzeitig zurück zum Bahnhof und fanden zum Glück ohne großes Suchen unseren Nachtzug nach Kottayam. Die Fahrt stellte sich dann als bequemer als erwartet heraus, obwohl der Zug ziemlich gut besetzt war, doch solange man nicht an Klaustrophobie leidet, macht eine solche Reise im indischen Schlafwagen ziemlich viel Spaß! Wir hatten glücklicherweise die höchsten von drei übereinander liegenden Schlafliegen gebucht und somit einen relativ ruhig gelegenen Platz. Relativ, weil alle fünf Minuten Verkäufer durch den Zug flitzten, die verschiedene Snacks, Gerichte, Kaffee und Chai verkauften. Da wir jedoch schon den ganzen Tag auf den Beinen waren, kletterten wir sehr zeitig die Sprossen in unsere "Betten" hinauf und ließen uns vom Zug in den Schlaf schaukeln. Nach dem Aufstehen bemerkten wir sofort, dass wir nicht mehr in Karnataka waren, da uns im Durchgangsbereich des Zuges bereits  das sehr warme und feuchte Klima Keralas durch die geöffneten Türen entgegen wehte. Nach weiteren zweieinhalb Stunden Busfahrt, währende der wir ausgiebig die atemberauende Landschaft bewunderten, kamen wir endlich in Kuttikanam an, wo die Jungs bereits auf uns warteten.


Die restliche Hälfte des Tages nutzten wir, indem wir der Ayurveda-Fabrik von PDS einen Besuch abstatteten, wo uns gezeigt und erklärt wurde, wie die Pflanzen und Kräuter zu Pasten, Säften und Pulvern verarbeitet werden.

Die folgenden zwei Tage verbrachten wir damit, verschiedene Projektaktivitäten von PDS kennenzulernen, wie die Teefabrik , den Organic Garden, sowie die Gewürzfabrik. Bei deren Besuch stellten wir erstaunt fest, dass wir jene Produkte dieses Exporteurs für organische Gewürze aus Südindien auch schon selbst des Öfteren im deutschen Supermarktregal entdeckt haben.
Da PDS außerdem ein kleines Hotel betreibt, in welchem man Ayurvedakuren buchen kann, lernten wir den Ayurvedaarzt kennen, der uns einen interessanten Einblick in diese alte Heilkunst und Lebensweise gab. Natürlich durfte ein Spaziergang durch die Teeberge nicht fehlen, die wirklich wunderschön anzusehen sind.
Auch zeigten uns die Jungs ihr Office und wir unternahmen abends Ausflüge in die umliegenden Städte. Dabei stellten wir fest, dass, obwohl Karnataka und Kerala so nahe beieinander liegen, dennoch gewisse Unterschiede zu finden sind, kamen uns die Straßen und Städte ruhiger und irgendwie sauberer vor und auch die Architektur der größtenteils vorhandenen Giebelhäuser unterschied sich doch zu den Flachdächern in unserem Heimatstaat. Außerdem halfen unsere wenigen Kannada-Kenntnisse, mit denen wir uns daheim meist ganz gut durschlagen können, hier leider gar nicht, da die keralesiche Landessprache Malayalam ist.

Obwohl es uns bei PDS wirklich gut gefiel und wir viel Neues sehen und erfahren durften, hatte der Interproject Visit außerdem jenen schönen Nebeneffekt des „Wie-schön-es-doch-ist-wieder-daheim-zu-sein-Gefühls“ bei unserer Rückkehr.

Der Bahnhof in Birur hätte genauso
gut in Deutschland sein können




Vor dem Palast in Bangalore







Zur Stärkung für Zwischendurch gab es Pouri,
eine Art scharf gewürzte Reisflips mit Erdnüssen

Unser Schlafabteil im Nachtzug nach Kottayam

Wohl eher an indische Größenverhältnisse angepasst :D

Blick aus dem Bus über die Berge Keralas


Der Organic Garden von PDS


Ware aus der Gewürzfabrik von PDS,
die nach Deutschland exportiert wird



Spaziergang durch die Teeberge


An der Küste Keralas










Kanutour durch die Backwaters, eine ca. 900km
langes Kanalsystem aus Flüssen und
Seen entlang der Küste Keralas.

Wegen der vielen Wasserpflanzen mussten
auch wir kräftig mit paddeln!