Indische Geschichte (Kurzfassung)

Die Indus-Kultur

Die ersten Bewohner des heutigen Indiens waren wohl Nomaden, die im Indus-Tal siedelten und deren Kultur ihre Blütezeit um ca. 1700 v.Chr. erlangte. Es bildeten sich städtische Strukturen heraus, welche die ersten Zentren der späteren Harappa-Hochkultur bildeten. Diese wiederum umfasste bereits bis zu 50.000 Einwohner und trieb Handel mit weiteren Hochkulturen, wie beispielsweise Mesopotamien.


„Die Geburt“ der Religionen

Zu Beginn des 2. Jahrtausends v.Chr. zerfiel die Harappa-Hochkultur, wobei es verschiedene Theorien für die Ursache gibt, wie zum Beispiel eine Trockenperiode oder starke Überflutung. Eine weitere Theorie besagt, dass um ca. 1500 v.Chr. sogenannte „Arier“ (Sanskrit für „adelig“) aus Afghanistan und Zentralasien nach Nordwest-Indien einwanderten und allmählich die Kontrolle übernahmen. Zu dieser Zeit entstanden die Veden, jene heilige Schriften des Hinduismus auf Sanskrit. Zudem etablierte sich das Kastenwesen, wobei Angehörige der arischen Stämme als bevorzugt galten. Allerdings sahen sich die Bewohner mit weiteren Invasionen konfrontiert: Nach der Invasion des Perserkönigs Dareios I. stieß auch Alexander der Große 326 v.Chr. nach Indien vor, trat jedoch im Punjab den Rückzug an, wodurch es hier zu keiner Machtergreifung beziehungsweise -Ausdehnung kam.

Um ca. 500 v.Chr. entstand darüber hinaus der Buddhismus sowie der Jainismus in Nordindien, dessen Anhänger sich vor allem aus den unteren Kasten rekrutierten.


Das Maurya-Reich und Kaiser Ashoka

Im Jahre 321 v.Chr. kam Chandragupta Maurya an die Macht, was die Dynastie der Maurya einleitete. Deren Blütezeit fand unter der Herrschaft Kaiser Ashokas statt, welcher auch Philosophenkönig genannt wurde. Als Ashoka zum Buddhismus konvertierte und diesen zur Staatsreligion erklärte, gelangte diese Religion zu ihrem Höhepunkt. Nach Ashokas Tod 232 v.Chr.  zerfiel das Reich jedoch, da es kaum einer nachfolgenden Macht gelang ein so großes Reich zu kontrollieren. Heute erinnert die indische Nationalflagge an Kaiser Ashoka, in deren Mitte sich das Chakra Ashokas, ein Rad mit 24 Speichen, befindet.


Das Goldene Zeitalter der Guptas

Die Ära der Guptas wurde 319 n.Chr. mit dem Herrschaftsbeginn Chandraguptas I. eingeleitet und erlangte seine größte Ausdehnung unter Chandragupta II. Kunst, Literatur und Lyrik, Astronomie sowie Medizinwissenschaften blühten auf und gegen Ende dieser „goldenen Zeit“ dominierte der Hinduismus im Süden des Reiches. Im 6. Jahrhundert n.Chr. fielen die Hephthaliten ein und die Ära der Guptas neigte sich dem Ende zu.

Während der Süden vorwiegend hinduistisch ausgerichtet war, siedelten im Norden Indien die ersten Muslime, hauptsächlich Kaufleute und kleine arabische Gruppen. Auch kam es zu einigen Invasionen, so zum Beispiel durch Mahmud von Ghazni, der die Machtverhältnisse stark erschütterte, oder auch Mohammed von Ghur. Einer seiner Generäle wurde in Delhi Stadthalter, was zum Bau des Qutb-Minar-Komplex führte, wo auch Indiens erste Moschee errichtet wurde.


Die Tughluk-Dynastie

Unter der Herrschaft Mohammed bin Tughluks, der gen Süden vordrang, wurde die Hauptstadt von Delhi nach Daulatabad für eine Weile verlagert. Allerdings wurde diese Entscheidung bald wieder rückgängig gemacht, da durch die enorme Massenwanderung von Delhi nach Daulatabad, zu der Mohammed bin Tughluk die Bevölkerung zwang, der Norden so gut wie ungeschützt war. Die Herrschaftsära der Tughluks neigte sich dem Ende zu und Mohammed bin Tughluks Erben regierten nur noch die unmittelbare Umgebung Delhis, bis zum Ende der Tughluk-Dynastie 1413.


Die Moguln

Zur Blütezeit des Mogulreichs umfasste dies fast den gesamten Subkontinent und zahlreiche prächtige Bauten, wie das Taj Mahal in Agra, entstanden. König Akbar war vermutlich der Größte Herrscher der Moguln. Er besaß ein sehr starkes religiöses Interesse und war um die Integration der Hinduisten in sein Reich bemüht. Die Moguln blieben zwar bis 1857 „Herrscher“, hatten jedoch den größten Teil ihrer Macht eingebüßt.


Europäer in Indien und Englands Machtausbreitung

Die ersten Europäer in Indien waren Portugiesen, die einen Seeweg nach Osten suchten, um Gewürzhandel zu treiben. Nachdem der Portugiese Vasco da Gama an der Küste Keralas gelandet war, sicherten sich die Portugiesen das 100-jährige Monopol, mit Goa als längste verbleibende europäische Kolonie. Allerdings wurden die Portugiesen später von Franzosen und Briten vertrieben. 1600 stellte Königin Elisabeth I. der Londoner Handelsgesellschaft einen Freibrief aus, der ihnen das Monopol des britischen Handels sicherte. Fortan nahmen die britischen Handelsaktivitäten stark zu. Zwar griff der lokale indische Machthaber Nawab die Stadt Kalkutta im Jahr 1756 an, jedoch gelang den Briten dessen Rückeroberung und sie sicherten sich die Kontrolle über Bengalen. Während der Amtszeit des Gouverneurs Warren Hastings weiteten die Briten ihre Kontrolle aus und schlossen Verträge mit lokalen Stadthaltern. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts stand Indien faktisch unter der Kontrolle Britanniens, allerdings gab es viele Staaten, die von eigenen, unabhängigen Herrschern regiert wurden, deren Gebieten jedoch ein System zentraler Verwaltung aufgezwungen wurde. Die Briten legten ihren Fokus hauptsächlich auf den Handel (vor allem mit Tee, Kaffee, landwirtschaftlichen Produkten und Baumwolle) und das bis heute existierende riesige Schienennetz wurde errichtet. Darüberhinaus wurde Englisch als Amtssprache eingeführt.


Der Sepoy-Aufstand

1857 widerfuhr den Briten jedoch ein Rückschlag. Zu den Hauptursachen des indischen Aufstands zählten zum einen die Enteignung zahlreicher Herrscher, zum anderen die Einfuhr billiger englischer Güter, was die Lebensgrundlage vieler Inder zerstörte. Der Auslöser war jedoch eine neue Art von Gewehren, deren Patronen mit Fett geölt und zum Laden am Ende abgebissen werden mussten. Unklar hierbei war allerdings, um welche Art von Fett es sich handelte. Nun sind aber den Hindus Kühe heilig, Muslime erachten Schweine als unrein. Dies führte dazu, dass sich viele Soldaten weigerten, die Gewehre zu benutzen. Ein kommandierender Offizier in Meerut befahl anschließend, jene sich weigernden Soldaten ins Gefängnis zu sperren. Daraufhin rebellierten die übrigen Soldaten und erschossen ihre Offiziere. Insgesamt meuterten 47 indische Bataillonen der Bengalen-Armee. Daneben zogen viele Bauern und Soldaten zum alten Großmoguln nach Delhi, allerdings schlugen die Briten schließlich den Aufstand nieder.


Der Weg in die Unabhängigkeit

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm der indische Widerstand stark zu, vor allem Indiens älteste Partei, der Indian National Congress (INC/ Kongresspartei), strebte nach Unabhängigkeit und Beteiligung an der Regierung Indiens. Der Versuch 1905 Bengalen zu teilen, löste Massendemonstrationen aus, viele Hinduisten waren gegen eine solche Teilung. Auf Seiten der Muslime wurde die Muslimliga (Partei) gegründet, um zukünftig deren Rechte bei politischen Entscheidungen zu vertreten. Sie hatten darüber hinaus die Befürchtung, dass ein unabhängiges Indien von der Hindu-Mehrheit dominiert  und die Macht nicht mit den Muslimen geteilt werden würde. Um ca. 1930 kam es zu Überlegungen, einen eigenen muslimischen Staat zu gründen.

Sowohl im Ersten Weltkrieg, an dem sich ungefähr 1 Million Inder beteiligten, als auch beim Massaker an unbewaffneten indischen Demonstranten in Amritsar am 13.04.1919 ließen sehr viele Menschen ihr Leben. Angesichts dessen forderte Mohandas Gandhi als neuer Anführer der Kongresspartei zum Gewaltverzicht auf. Viele Kongressparteianhänger wurden während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert, damit der Krieg nicht behindert werde.


Unabhängigkeit und Teilung

Als bei den britischen Wahlen von 1945 die Labour Partei siegte, wurde das Ziel, Indien in die Unabhängigkeit zu entlassen, anerkannt, allerdings gab es keinen konkreten Plan, was mit den zwei großen Parteien, der Muslimliga und der Kongresspartei, geschehen soll. Während die Muslimliga für einen separaten, muslimischen Staat waren, drängte der Kongress auf ein unabhängiges, großes Gesamtindien. Es kam zu zahlreichen blutigen Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Muslimen, sowie einigen gescheiterten Versuchen der Briten, diese zu stoppen, sodass es schien, die einzige Lösung sei die Teilung Indiens. Jedoch erwies es sich als äußerst schwierig, die Trennlinie(n) festzulegen, da die Muslime und Hindus verstreut und nicht getrennt auf „zwei Seiten“ lebten und es darüber hinaus auch noch weitere religiöse Minderheiten gab.

Vor allem die beiden überwiegend muslimisch dominierten Gebiete lagen am jeweils entgegen liegenden Ende des Landes. Als es am 14. August 1947 zur Gründung Pakistans kam, bestand dieses deshalb aus zwei Hälften, Ost- und Westpakistan.

Am darauffolgenden Tag, dem 15. August 1947, wurde Indien offiziell in die Unabhängigkeit entlassen. Infolgedessen kam es zu Massenmigrationen der Menschen, die in die jeweilige Region zogen, in der ihre Religion (Hinduismus/Islam) dominierte. Außerdem folgten weitere Massenmorde und blutige Auseinandersetzungen, die teilweise bis heute andauern (Kaschmir-Konflikt).

Im Jahre 1949 wurde die indische Verfassung verabschiedet, welche am 26. Januar 1950 in Kraft trat (heutiger Public Day) und Indien, mit Jawaharlal Nehru als erster Premierminister, zur größten Demokratie der Erde machte.


Nach der Unabhängigkeit

Nach Nehrus Tod folgten zuerst Gulzarilal Nanda, anschließend Lal Bahadur Shastri und Gulzarilal Nanda.  1966 wurde Indira Gandhi (nicht verwandt mit Mahatma Gandhi!) zur Ministerpräsidentin gewählt. Nach deren Tod wiederum, wurde ihr Sohn Rajiv in das Amt gewählt, der jedoch 1991 bei einem Selbstmordanschlag ums Leben kam. Die Kongresspartei wurde zunehmend unpopulärer und nach der Niederlage bei den Parlamentswahlen von 2014 kam die BJP (Bharatiya Janata Party) unter Warendra Modi an die Macht, welcher noch heute Premierminister ist.

Quelle: Lonely planet

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