Bevor es nächste Woche nach unserem Interproject Visit bei
PDS in Kerala wieder News von uns gibt, hielten wir es anlässlich dieses besonderen
Tages, welcher auch im Hostel mit einer kleinen Zeremonie am Abend gefeiert wurde, für angebracht, etwas über die Biografie eines der bedeutendsten
Menschen des 20. Jahrhunderts zu schreiben.
Am 2. Oktober 1869 wurde Indiens weltweit gefeierter
Nationalheld als Jüngstes von vier Kindern in Porbandar in Gujarat als Sohn
eines lokalen Politikers geboren. Zeitlebens sah er in seiner asketisch
lebenden Mutter ein Vorbild, was sich auch in seinem späteren Leben noch
widerspiegeln sollte.
Im Alter von 13 Jahren wurde Gandhi schließlich verheiratet,
was für die damalige Zeit kein ganz so unübliches Alter darstellte. Seine Frau
und er wurden Eltern von vier Kindern.
1888 verließ er seine Familie dann vorübergehend um in
London Jura zu studieren, wobei ihn jedoch starke Selbstzweifel plagten. Schließlich
ging er gemeinsam mit seiner Familie nach Südafrika, um dort als Anwalt zu
arbeiten. Hier erfährt er erstmals im Leben Diskriminierung am eigenen Leib,
als er wie gewohnt ein Zugticket für die 1. Klasse zieht, jedoch aus dem Zug
geworfen wird, weil er sich weigert die 1. Klasse zu verlassen, welche zur
damaligen Zeit in Südafrika nur „Europäern“ vorbehalten war. Dieses Erlebnis
sollte zum wichtigsten Wendepunkt im Leben des Freiheitskämpfers werden. Der
damals 24-jährige beschließt Widerstand gegen die Diskriminierung zu leisten, versammelt
die indischen Einwanderer um sich und wird zum Anwalt ihrer Rechte.
Zu weiteren einschneidenden Erlebnissen sollten der
Burenkrieg und der Zulu-Aufstand werden, in den Gandhi als Krankenträger
involviert war. Infolgedessen denkt er viel über sein Leben nach, wobei seine
Mentalität beginnt sich zu verändern. Schließlich kommt er zu dem Schluss, dass
wenn die Briten die Zulu unterdrücken, auch er seine Frau unterdrückt,
woraufhin er lebenslange Keuschheit schwört um rein zu werden.
Als in Südafrika ein neues Gesetz beschlossen wird,
welches die Registrierung aller Inder/-innen und zudem die Entblößung
weiblicher Inderinnen vor Polizisten vorschreibt, beginnt Gandhi friedlichen
Widerstand zu leisten und ruft sein Volk auf, vor dem Gegner aufzustehen,
diesem aber nicht zu schaden. Es kommt zu Massenprotesten, welche teils mit
starker Polizeigewalt zurückgedrängt werden, doch es kommt nicht zur Gegenwehr.
Die Demonstranten bleiben gewaltlos.
Als die südafrikanische Regierung wenig später den
Hindu-Moslem-Ehen die Anerkennung abspricht, ruft er weiterhin zum gewaltlosen
/ friedlichen Widerstand auf. Und so kommt es zu einem landesweiten Streik, der
die Wirtschaft komplett lahmlegt und die Regierung zur Aufhebung des Gesetzes
zwingt.
Mit 45 Jahren kehrt Gandhi zurück in sein, seit 200 Jahren
durch die britische Kolonialherrschaft unterdrücktes, Heimatland. Auch hier
ruft Gandhi zum Widerstand auf und so organisiert er einen großen Streik im
Nordindischen Ariza, ohne jedoch zu wissen, dass dies zwei Tage zuvor verboten
wurde, weshalb es zu einer großen Schießerei seitens der Kolonialmacht kommt,
die das Leben von 379 Demonstranten fordert. Trotz dem tiefsitzenden Wunsch
nach Rache auf Seiten der indischen Bevölkerung gelingt es Gandhi, diese weiter
zum gewaltlosen Widerstand aufzurufen und somit die moralische Überlegenheit
auf ihrer Seite zu behalten.
Doch nun will das Volk mehr und auch Gandhi geht jetzt über
seinen Kampf gegen die Diskriminierung heraus und fordert die indische
Unabhängigkeit. Sein Volk ruft er auf, nach den eigenen Traditionen zu leben,
was auch die Selbstherstellung indischer Kleidung beinhaltet. Dies führt zur
Verbrennung sämtlicher westlicher Kleidung als Akt der „Reinigung von Sklaverei“.
Gandhi selbst geht mit gutem Beispiel voran und lebt, was er predigt. So spinnt
er nun auch selbst jeden Tag eine Stunde lang.
Im Alter von 61 Jahren begeht er schließlich seinen weltweit
bekannten Salzmarsch um dem britischen Salzmonopol entgegenzutreten. Da es
Indern verboten ist Salz abzubauen und die Salzvorkommen des Landes allein in
britischer Hand liegen, macht sich der willensstarke Mann am 12. März 1930 auf
den 380km langen Weg zum arabischen Meer um dort selbst Salz zu gewinnen und
sich so dem britischen Verbot entgegenzusetzen.
Bewusst geht er jeden Tag nur 10 Meilen, um so die
öffentliche Wirkung zu verstärken, was ihm mit der internationalen
Aufmerksamkeit gedankt wird. Am Schwarzen Meer angekommen und sein eigens
gewonnenes Salz in den Händen, bewegt er mit folgendem Satz zahlreiche Menschen
in ganz Indien dazu, selbst mit der Salzgewinnung zu beginnen: „In diesem Salz
widersetze ich mich dem Britischen Empire. Schließt euch mir an in diesem Kampf
des Rechts gegen die Macht!“ Was folgt, sind zahlreiche Verhaftungen wegen
illegaler Salzgewinnung sowie die Inhaftierung Gandhis.
Allerdings lässt sich der Widerstand jetzt nicht mehr niederschlagen.
Und auch der Druck der Weltöffentlichkeit steigt stetig an, sodass Gandhi
schließlich freigelassen und zu Verhandlungen eingeladen wird.
Sein erneuter Besuch in England, während dem er in London
bei den Armen lebt, steigert seine internationale Popularität weiter. Alle sind
begeistert von dem bescheidenen Mann im Lendenschurz, der auf die Frage warum
er nun nicht mehr Kleidung trage nur antwortet: „Der König trug genug Stoff für
uns beide.
Während sich sein Freiheitskampf immer mehr zu einer
Massenbewegung entwickelt, bekommt er aber auch die Schattenseiten der
Popularität zu spüren. Dennoch wirbt er unentwegt weiter für den gewaltlosen
Widerstand und die indische Unabhängigkeit.
Als der 73-jährige die sofortige Befreiung Indiens fordert
oder bei dem Versuch der Befreiung sterben möchte, wird er erneut zu zwei
Jahren Gefängnis verurteilt. Aber auch hinter Gittern geht sein Kampf für
Indiens Unabhängigkeit weiter.
Trotz seines großen politischen Engagements war ihm nie ein
glückliches Familienleben vergönnt. Als 1944 nach 62 Jahren seine Frau starb,
brach er auch kurze Zeit später mit seinem alkoholabhängigen, auf der Straße
lebendem Sohn, welcher ihm Vernachlässigung vorwarf.
Nachdem das britische Empire sich aus Indien zurückzog, sah
es zunächst so aus, als hätte Gandhi endlich gesiegt. Was folgte entsprach
allerdings keinesfalls Gandhis Traum. Der alte Konflikt zwischen Moslems und
Hindus trat wieder zu Tage und führte schließlich mit der Abspaltung Pakistans
zur Teilung Indiens. Dennoch blieb Gandhi sich stets selbst treu und so war der
Tag der Unabhängigkeit für ihn kein Tag der Freude, denn die Flucht von 26 Mio.
Menschen nach Pakistan bzw. von Pakistan nach Indien war nicht das, was Gandhi
gewollt hatte.
Die immer stärker eskalierenden Konflikte zwischen den
Religionen ließen in ihm Entsetzen und Schuldgefühle aufkeimen. Was folgte war
ein Hungerstreit, der so lange währen sollte, bis Hindus und Moslems wieder
friedlich miteinander lebten. Dies fand
in der Bevölkerung keinesfalls freudigen Anklang, im Gegenteil: Es kam zu
zahlreichen Anti-Gandhi-Demos, jedoch bereits am 3. Tag zu Gegendemos, welche
stetig größer wurden, bis der Kämpfer für Indiens Freiheit wieder von allen
gefeiert wurde und so konnten Moslems schon nach nur einer Woche wieder
unbesorgt durch Delhis Straßen laufen.
Nichtsdestotrotz blieb der Konflikt an der
indisch-pakistanischen Grenze weiterbestehen. Und so kam der friedvolle
Nationalheld zu der Ansicht, dass nur noch der eigene Tod seinen Traum eines
unabhängigen im Frieden vereinten Indiens, vollenden kann. Von nun an begab der
76-jährige sich absichtlich in Gefahr, bis er schließlich am 30. Januar 1948
auf dem Weg zu einem Gebetstreffen erschossen wurde.
Der Schock über den Tod des Landesvaters rüttelte Indien
wach und so ließ die Gewalt tatsächlich, wie von Gandhi prophezeit, nach.
Zahlreiche Menschen pilgerten nach Delhi um dem Leichnamen ihres Idols die
letzte Ehre zu erweisen. Am Tage der Einäscherung riefen ein dreiviertel
Millionen Menschen „Gandhi ist unsterblich“, bevor seine Asche schließlich,
seinem Wunsch folgend, im Meer verstreut wurde.
Das Gandhi unsterblich ist wird auch heute noch deutlich,
wenn man sieht mit welchem Stolz und welcher Ehrfurcht das Andenken an den
gewaltlosen, friedvollen Revolutionär gewahrt wird.
Quellen:
Reiseführer Lonely Planet
https://www.youtube.com/watch?v=F_aRBLhJjjM
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