Dienstag, 6. September 2016

Ein Tag in Chattanahalli

Schon einen Monat sind wir jetzt in Indien – Und haben eine gewisse Routine in unseren Tagesablauf gebracht. Vor allem der Alltag im Kinderheim ist uns bereits sehr vertraut und wir wollen euch mit diesem Eintrag einen Einblick verschaffen.


6.00 - 7.30

Um diese Uhrzeit beginnt der Tag in Chattanahalli. Die Kinder stehen auf, ziehen sich an, putzen Zähne... Die typische Morgenroutine eben :) Anschließend versammeln sich alle zum Yoga, das pünktlich um halb sieben startet, bei schlechtem Wetter in einem Gemeinschaftsraum, wenn es jedoch warm genug und trocken ist,  auch gerne draußen im Innenhof unter der Morgensonne.



7.30 - 8.30

Anschließend heißt es study time! Die Kinder erledigen den Rest ihrer Hausaufgaben, lernen für den bevorstehenden Unterricht oder lesen in ihren Schulbüchern. So eine extra Lerneinheit am Morgen hätte uns in Deutschland vermutlich auch nicht geschadet ;)



8.30
Gegen halb neun läutet dann die Glocke zum Frühstück. Jeder hat seinen eigenen Teller, der vor und nach dem Essen abgespült wird. Anschließend versammeln sich alle in der neu renovierten dining hall und die beiden Köchinnen Jaya und Anita füllen jedem den Teller.

Die älteren High-School Schüler müssen allerdings schon zeitiger mit der Autorikscha zur Schule und frühstücken dementsprechend früher.



9.00 – 16.30

Nach dem Frühstück ziehen sich die Kinder ihre Schuluniformen an und packen ihre Rucksäcke für den Tag. Dann versammeln sie sich im Hof und singen die indische Nationalhymne bevor sie zur Schule aufbrechen. Diese ist etwa 1 km Fußmarsch vom Hostel entfernt und die beiden Lehrerinnen Parvathi und Vinna (auch wir kommen mit, wenn wir im Hostel sind) begleiten die Kinder auf ihrem Weg.

Zurück im Kinderhostel bereiten wir dann die English tution classes vor und planen weitere Aktivitäten für die Kids. Außerdem heißt es auch für uns lernen: und zwar Kannada! Hierbei haben wir extra feste Zeiten in unserem time shed eingeplant, in denen Vinna oder Parvathi uns unterrichten.

Samstags endet die Schule jedoch schon früher und die Kinder kommen bereits um 14 Uhr zurück. Dann haben wir genug Zeit für unsere English classes und weitere workshops :)




17.00 – 18.00

Nachdem die Kinder von der Schule heimgekommen sind, haben sie erstmal eine Stunde Freizeit, in der wir spielen, basteln oder etwas entspannen können. Sehr beliebte Sportarten sind Volleyball und Federball, aber auch jegliche Formen von Hüpf-, Renn- und Fangspielen, wie wir festellten :D

Um diese Zeit findet außerdem der evening prayer statt und es gibt einen kleinen Snack. Oft wird anschließend aus der Zeitung vorgelesen und sich über den bisherigen Tag ausgetauscht.


Der Spielplatz des Hostels




 18.00 – 20.00


Einer von mehreren Gemeinschaftsräumen.
Jetzt heißt es wieder lernen! Die Kinder müssen Hausaufgaben erledigen und sich für den kommenden Schultag vorbereiten. Vor allem die 10. Klässler haben viel zu tun, da für sie bald ihre Abschlussprüfungen anstehen (mehr über das indische Schulsystem: siehe Hintergrundinformationen).

Um halb neun gibt es dann Abendessen.





21.00 -22.00

Nach dem dinner findet die sogenannte cultural activity statt. Oftmals gestalten wir diese in Form von gemeinsamen Spielen, Tänzen, Liedern,  Erzählrunden oder Präsenationen über ein Thema, dass die Kinder interessiert (zum Beispiel deutsche Kultur). Aber auch Nachrichten oder Filme schauen sind sehr beliebte „cultural“ activites ;)

Vor allem die jüngeren Kinder sind gegen Ende schon sehr müde und um spätestens 22.30 heißt es „Good night akka, have sweet dreams!“



Dieser Tagesablauf bezieht sich auf die Tage von Montag bis Samstag, Sonntags haben die Kinder hier keine Schule und verbringen den Tag im Hostel mit Aufräumen, Spielen, Hausaufgaben und wir haben genug Zeit für längere Bastelaktionen und Projekte :)

Letztes Wochenende allerdings fand das regelmäßige parents-meeting statt, an dem unsere Mentorin Vibha, die unter anderem als counselor hier tätig ist, die Lehrer,  die Eltern und auch die Kinder teilnahmen. Dabei wurden alle wichtigen, aktuellen Themen und Probleme besprochen und teilweise Einzelgespräche mit den Eltern geführt. Im Ganzen ist diese Veranstaltung also vergleichbar mit einem Elternabend in deutschen Schulen.

Nach dem meeting gingen die meisten Kinder mit ihren Eltern nach Hause, da bis Montag Ferien waren aufgrund des Ganesh-Festivals am 5.September. Auch die beiden Lehrerinnen Parvathi und Vinna gingen nach Hause und so blieben zum Schluss nur wir Volunteers zusammen mit den Köchinnen und sieben Kindern im Hostel. Die nun einkehrende Ruhe war zwar zunächst etwas ungewohnt, allerdings stellte sie sich als erholsame Abwechslung zum sonst sehr lebendigen Hostelalltag mit allen 3o Kindern heraus ;)


















A day at Chattanahalli
It´s already been one month since we arrived in India and by the time we´ve developed a certain routine. We got especially used to the daily time plan at Chattanahalli and with this post we want to provide you a little insight of a typical day in the hostel.

6.00 -7.30
At this time the day begins at Chattanahalli. All kids get up, dress themselves, brush their teeth…  The typical morning routine ;) Then everybody meets for yoga wheter in the community room or outside on the square if the weather is sunny and dry.

7.30 – 8.30
Now it´s study time! The children finish their homework, learn for their subjects or read in their books. This extra study time in the morning would have been very useful for us in Germany as well ;)

8.30
The bell rings for breakfast. Everybody has their own plates that have to be washed before and after every meal. After that we meet at the dining hall where the cooks Anita and Jaya serve breakfast. Only the high-school students have their breakfast earlier because they have to go by autoriksha and leave at an earlier time.

9.00 – 16.30
After the children have finished their meals they go off to school that is located 1 km away from the hostel. The teachers (and us, the volunteers, when we are here) accompany the kids on their way to school.
When we are back at the hostel we prepare the English classes or other activities for the children. And we also have our Kannada classes Vinna and Parvathi teach us.
On Saturdays school ends earlier at 2 o´clock and we have more time with the children and for our English classes and other Workshops.

17.00 – 18.00
When the children come back from school they have an hour for spare time activities like playing/dancing, making some handicrafts etc… or we just relax ;)
At this time the evening prayer also takes places and a little snack is served. During that the teachers often read the newspaper together with the children and we talk about their day in School.

18.00 – 20.00
Now it´s study time again. The children have to do homework and learn for the next day. Especially the oldest students who are in 10th grade have to study a lot because they have their final exams soon.  Around 20.30 dinner is ready and we eat in our dining hall.

21.00 – 22.00
After dinner it´s time for the cultural activity. We often prepare this activity in the evening and play some games, dance with the kids, sing songs, have a group chat or show them a short presentation about a topic they are interested in (like German culture for example). But they also like watching the news or a movie ;) When it gets late especially the younger children get really tired and at least at 22.30 everybody says  “Good night akka, have sweet dreams!”





Hintergrundinfo: Das indische Schulsystem

Das indische Schulsystem ist nicht weniger kompliziert als das deutsche und ist ebenso wie in Deutschland in erster Linie Sache der einzelnen Bundesstaaten. Auch hier gibt es verschiedene Schulformen, Universitäten und Hochschulen sowie zusätzlich ein großes Angebot an privaten Bildungseinrichtungen, welche sich, vor allem im Bereich der Elementar- und Sekundarbildung, nicht nur in der Farbe der Schuluniform, sondern auch maßgeblich im Bildungsniveau von den gesetzlichen und halbgesetzlichen Schulen abheben.


Auch wenn das Grundrecht auf Bildung im Gesetz festgeschrieben ist und die Regierung sich bemüht in Bezug auf den Bildungssektor der Leitlinie „Expansion, Qualität, Gerechtigkeit“ zu folgen, gibt es durchaus große Unterschiede in den jeweiligen Bildungschancen. So ist auch der Zusammenhang zwischen zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln und dem Bildungserfolg weitaus stärker ausgeprägt als wir es kennen. Während gute Privatschulen zwar einen wesentlich höheren Bildungserfolg versprechen als die staatlichen Schulen, bleiben diese in der Regel jedoch jenen vorbehalten, die das nötige Kleingeld besitzen, um eine solche Ausbildung auch zu zahlen.

Unabhängig davon, ob eine staatliche, halbstaatliche oder private Schule besucht wird, gilt auch in Indien für Kinder von 6-14 Jahren eine allgemeine Schulpflicht. Die Regelzeit der Schulausbildung von der Einschulung mit 5 Jahren bis zur Sekundarstufe beträgt immer 10 Jahre. Diese setzen sich wie folgt zusammen:

-          Grundschule (1.-5. Klasse)

-          Mittelschule (6.-8. Klasse)

-          Oberschule (9.-10. Klasse)

Anschließend gibt es die Möglichkeit, entweder ein dreijähriges, berufsorientierendes Diplom zu beginnen oder für zwei weitere Jahre das College zu besuchen, um anschließend an einer Universität studieren zu können. Die Uni-Studiengänge sind wie bei uns nach dem Bachelor-Master-System aufgebaut.

Die Unterrichtsfächer variieren bezüglich der unterschiedlichen Staaten nur in den Sprachen, die unterrichtet werden. So lernen die Schüler in Karnataka beispielsweise neben Englisch und Hindi (beides Staatssprachen) die Landessprache Kannada. In manchen Schulen und Colleges wird darüber hinaus auch Sanskrit gelehrt. In jedem Staat stehen außerdem die Fächer Mathematik, science (Naturwissenschaften), social science (Geschichte), physical education (Sportunterricht), Kunst und general knowledge (hier wird Allgemeinwissen vermittelt, von der Geschichte anderer Länder bis zu den aktuellen Olympiasiegern) auf dem Stundenplan.

Trotz des immer weiteren Ausbaus des weltweit zweitgrößten Bildungssystems und der rasant steigenden Zahlen an Hochschulabsolventen/-innen, wird immer wieder der Zwiespalt in der Gesellschaft deutlich. So brechen noch immer viele Schüler/-innen, vor allem aus den unteren Schichten und der Landbevölkerung, die Schule vorzeitig ab.



2 Kommentare:

  1. Schön, bei euch alles zu verfolgen. Da ich alles dort ein wenig kenne schicke ich liebe Grüße an alle dort!

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  2. Beeindrückend!Jetzt will ich das auch machen. Habe gerade viel Zeit frei weil mein Business viel erfolgreicher mit datenraum anbieter geworden ist.

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