Auch im zweiten Teil von „Was ist dran?“ haben wir
uns mit typischen Fragen und Klischees rund um Indien beschäftigt und
versucht, diese so gut wie möglich aus unserer Perspektive zu erläutern und vielleicht
mit dem ein oder anderen Vorurteil aufzuräumen.
Das private Kinderkrankenhaus unterschied sich dann wieder kaum von einem in Deutschland: Vom Wartezimmer, Mehrbett- und privaten Einzelzimmern mit Fernseher, über OP-Saal bis hin zum Kreissaal und der Frühchen-Station war alles dabei. Es gab sogar eine „Kapelle“ bzw. eher eine Art hinduistischen Mini-Tempel mit "Altar".
2) "Da musst du aber aufpassen was du isst, sonst bekommst du ganz schnell Magenprobleme" und "Da gibt es immer Reis"
Erstmal zum Reis… Ja, Reis stellt ganz klar (in sämtlichen Varianten) das Hauptnahrungsmittel dar, vor allem in Südindien, egal ob zum Frühstück, Mittag- oder Abendessen. Allerdings beschränkt sich die indische Küche nicht nur auf Reis. Es gibt eine Vielzahl leckerer Gerichte. Vom nordindischen Paneer (eine Art Hüttenkäse), über Chapatti (dünnes Fladenbrot), Palea (eine Art Gemüseeintopf) und Egg-Curry bis hin zu Uppitu (ein deftiges Griesgericht) ist vieles dabei. Und als Vegetarier kann man sich sicher sein, immer eine große Auswahl in der Speisekarte zu finden. Aber auch Nicht-Vegetarier kommen mit Fisch-, Hähnchen- und Fleischvariationen voll auf ihre Kosten. Und so stimmt es zwar, dass es in Indien viele Vegetarier gibt, dass sich allerdings die gesamte Bevölkerung so ernährt ist ein Gerücht. Wer mehr über die südindische Küche erfahren möchte, kann in unserem Artikel hierzu weiterlesen. (Mit typischen Rezepten zum Nachkochen 😉) http://bbp16-tarikere.blogspot.in/2016/12/vom-sudindischen-essen.html.
„Da gibt es doch
lauter gefährliche Krankheiten und die medizinische Versorgung ist auch nicht
die Beste…“
Natürlich gibt es Krankheiten, die es in Deutschland
nicht gibt, wie zum Beispiel Dengue-Fieber und Malaria. Während wir bei Dengue
auch den ein oder anderen Fall mitbekommen haben (es ist wohl zwar nicht angenehm,
aber die Patienten, die wir trafen, haben es gut überstanden),
bekamen wir von Malaria gar nichts mit. Allgemein ist es auch mit den Moskitos
nicht so schlimm, wie es oftmals dargestellt wird. Klar gibt es hier einige Mosquitos, und vor allem wenn es häufig regnet
und in den frühen Abendstunden treten diese vermehrt auf, allerdings lässt sich mit einem passenden Anti-Moskito-Spray, die es hier nahezu überall zu kaufen gibt, super vorsorgen. Es ist auch nicht wirklich anders als mit Mücken in
Deutschland, wenn man an einem warmen Sommerabend draußen sitzt und dann am
besten noch in der Nähe von Wasser.
Krank sind wir leider trotzdem geworden… Allerdings
nicht von den Moskitos. Gleich im ersten Monat hat uns beide eine Virusinfektion
mit Fieber außer Gefecht gesetzt, die aber wohl eher auf die Klima-/ und Nahrungsumstellung, das
geschwächte Immunsystem und die Tatsache, dass wir bei einem sehr heftigen und den ganzen Tag andauernden Monsunregen bis auf die Unterwäsche durchnässt wurden, zurückzuführen ist.
Naja, bei der Gelegenheit konnten wir uns auch direkt von
der „schlechten“ medizinischen Versorgung überzeugen, die alles andere als
schlecht war. Zumindest bei dem Privat-Arzt bei dem wir waren, hat man keinen
Unterschied zu Deutschland gemerkt.
Aber auch später bei einem Besuch des staatlichen „primary
health centers“ auf dem Land (im Grunde wie eine Hausarztpraxis mit Abteilung für
Geburten) waren trotz etwas spartanischer Einrichtung alle wichtigen Medikamente
und medizinischen Gegenstände vorhanden. Im Wartezimmer gab es sogar einen
kleinen Fernseher.
Das private Kinderkrankenhaus unterschied sich dann wieder kaum von einem in Deutschland: Vom Wartezimmer, Mehrbett- und privaten Einzelzimmern mit Fernseher, über OP-Saal bis hin zum Kreissaal und der Frühchen-Station war alles dabei. Es gab sogar eine „Kapelle“ bzw. eher eine Art hinduistischen Mini-Tempel mit "Altar".
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2) "Da musst du aber aufpassen was du isst, sonst bekommst du ganz schnell Magenprobleme" und "Da gibt es immer Reis"
Erstmal zum Reis… Ja, Reis stellt ganz klar (in sämtlichen Varianten) das Hauptnahrungsmittel dar, vor allem in Südindien, egal ob zum Frühstück, Mittag- oder Abendessen. Allerdings beschränkt sich die indische Küche nicht nur auf Reis. Es gibt eine Vielzahl leckerer Gerichte. Vom nordindischen Paneer (eine Art Hüttenkäse), über Chapatti (dünnes Fladenbrot), Palea (eine Art Gemüseeintopf) und Egg-Curry bis hin zu Uppitu (ein deftiges Griesgericht) ist vieles dabei. Und als Vegetarier kann man sich sicher sein, immer eine große Auswahl in der Speisekarte zu finden. Aber auch Nicht-Vegetarier kommen mit Fisch-, Hähnchen- und Fleischvariationen voll auf ihre Kosten. Und so stimmt es zwar, dass es in Indien viele Vegetarier gibt, dass sich allerdings die gesamte Bevölkerung so ernährt ist ein Gerücht. Wer mehr über die südindische Küche erfahren möchte, kann in unserem Artikel hierzu weiterlesen. (Mit typischen Rezepten zum Nachkochen 😉) http://bbp16-tarikere.blogspot.in/2016/12/vom-sudindischen-essen.html.
Was die Magenprobleme angeht, da sind wir „toi toi toi“
weitestgehend verschont geblieben. Wir essen von Straßenständen, trinken das
Wasser, was wir in Restaurants serviert bekommen, putzen uns mit Leitungswasser
die Zähne und haben teilweise auch schon ungefiltertes Leitungswasser getrunken
ohne davon Probleme zu bekommen. Zu Beginn waren wir da allerdings auch
noch etwas vorsichtiger und ich würde vielleicht auch niemandem unbedingt
raten, in der 1. Woche in Indien ungefiltertes Leitungswasser zu trinken. Auch
das scharfe Essen kann auf Dauer zu den ein oder anderen Magenverstimmungen
führen, allerdings hatten wir damit keine größeren, nennenswerten Probleme . Das einzige
Mal, als wir beide richtig Probleme hatten, kam von abgepackten Cashew-Nüssen
aus dem Supermarkt – Ja ihr habt richtig gelesen… damit rechnet man wohl am wenigsten!
Während unserer Reise gab es ebenfalls das ein oder andere Magenproblem, aber das ging auch vielen anderen Reisenden, die wir getroffen haben, so. Sicher sagen wovon es
kam, kann ich allerdings nicht. Die Hauptverdächtigen wären das Frühstücksei
und die Tomatensuppe vom Straßenstand (die wir allerdings beide gegessen hatten
und es nur mir hinterher schlecht ging).
3. „Da machen sie
doch den ganzen Tag nur Yoga und beten Kühe an…“
In Indien spielt Religion eine wesentlich größere Rolle als in Deutschland,
sowohl im Alltag wie auch privat, ist diese doch allgegenwärtig. An vielen Orten sieht man das rote und
orangene Pulver, welches für die Puja (hinduistische Gebetszeremonie) verwendet
wird. Und auch das Kumkum (roter Punkt auf der Stirn), der zumeist im Tempel oder
zuhause am privaten Altar (der in jedem Hindu-Haushalt anzutreffen ist) aufgetragen wird,
sieht man in vielen Gesichtern. Aber auch Christen (die in Indien eine Minderheit darstellen) leben ihren Glauben hier
stärker sichtbar nach außen hin aus. Der sonntägliche Kirchgang ist bei der Familie
unseres Directors ein absolutes Muss und die Tatsache, dass in Deutschland viele Christen nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen nur schwer zu
begreifen. Zudem finden es die meisten Menschen hier ungewöhnlich und unverständlich, wenn man
erzählt, dass es in Deutschland auch einige Menschen gibt, die nicht getauft
sind und auch sonst keiner Religion angehören.
Obwohl Kühe im Hinduismus als heilig gelten, werden sie dennoch nicht den ganzen Tag angebetet. Unsere Mentorin erzählte uns, dass hier in der Gegend so gut wie alle Orte zwar
einen Tempelochsen haben, der von den Bewohnern Nahrung und Wasser bekommt und sich
frei bewegt, die meisten anderen Kühe und Ochsen werden jedoch als ganz normale
Nutztiere gehalten und ich habe auch noch niemanden gesehen, der eine Kuh
angebetet hat. Richtig ist allerdings die Tatsache, dass vor allem in ländlichen Gebieten und in kleineren Städten Kühe und Ochsen zum ganz normalen Straßenbild gehören.
Was das Yoga angeht, wird dieses teilweise schon regelmäßig
praktiziert. Beispielsweise machen die Kinder im Hostel jeden Morgen ein Morning-Warm-Up
mit verschiedenen Aufwärm- und Yoga-Übungen und auch samstagvormittags gibt es
in der Schule, die unsere Kinder besuchen, ein Yoga-Programm. Darüber hinaus gibt es auch einige Ayurveda- oder Yogazentren und -schulen
in Indien; Dass hier aber jeder (privat) Yoga macht, kann ich nicht
bestätigen.
Einen wirklich interessanten Artikel zum Thema Religion haben Anna-Lena und
Emma von GSHEC zu dem Thema geschrieben, indem sie „Glauben und Religion“
einmal aus der Sicht einer gläubigen Katholikin und einer Atheistin schildern. Wirklich
empfehlenswert! http://bbp16-karamadai.blogspot.in/2016/09/glauben-und-indien.html
4. „Indien ist doch
wie ein Märchen aus 1001 Nacht… Überall Paläste, Elefanten etc.“
Ähm… Ja und nein…Als wir auf unserer Reise im Bundesstaat
Rajasthan im Norden Indiens waren, haben wir wirklich das Klischee-Indien erlebt: Wir haben viele
prunkvolle Forts besucht, waren auf Bazaren, haben angemalte Elefanten gesehen
und eine Kamelsafari durch die Wüste unternommen. Allerdings trifft dieses "Märchenbild" nicht
auf ganz Indien zu. Indien ist ein wahnsinnig vielfältiger Subkontinent, bei
dem sich kaum etwas verallgemeinern lässt. Von den Bergen des Himalayas und
Gebieten mit Schneefall, über Wüsten in Rajasthan und fast komplett dürre und
trockene Gebiete bis hin zu den Traumstränden und Backwaters im subtropischen
Süden, hat Indien landschaftlich alles zu bieten und auch die Speisekarte und
die Sprache variiert von Ort zu Ort. Hier in Tarikere dominiert die
subtropische Palmenlandschaft mit Kokosnuss-Plantagen und Bananenstauden.
Somit kann man eigentlich sagen, dass Rajasthan sowas wie
das "Bayern Indiens" ist. Also das typische Klischeebild, welches man im Ausland hat. In
Deutschland laufen ja auch nicht alle in Lederhose herum und ernähren sich nur
von Bier, Weißwürsten und Brezeln. So ist es auch mit dem „1001 Nacht – Feeling“ in
Indien. Als Tourist in der richtigen Region kann man dies auf jeden Fall erleben,
in unserem alltäglichen Leben in Tarikere allerdings eher Fehlanzeige.
5. „Da ist es doch
total dreckig…“
Tatsächlich stellt Müll in Indien ein großes Problem dar.
Am Straßenrand, neben Häusern - so gut wie überall findet man ihn. Und auch wir stehen oft
vor dem Problem: Was tun mit unserem Abfall? Den Biomüll sammeln wir, wie in den
meisten indischen Haushalten hier in der Gegend üblich, getrennt vom Rest. Dieser wird
dann den Tieren gegeben. Aber wohin mit unserem Plastikmüll? Meist bleibt uns
nichts anderes übrig, als ihn hinter das Hostel, wo auch der restliche Müll
verbrannt wird, zu bringen. -Solche brennenden Müllhaufen sieht man hier an vielen Orten. Aber es
gibt auch Tendenzen in die entgegengesetzte Richtung. So erlebten wir auf
unserer Reise auch relativ müllfreie Städte, wie zum Beispiel Varanasi, in denen es
spezielle Programme zum Sauberhalten der Stadt gibt.
Die bekannteste Initiative
ist „Swachh Barath Abhiyan“,
die 2014 von der indischen Regierung gestartet wurde und unter anderem für saubere Straßen in Indien sorgen soll.
Auch bei unserem Besuch in
der Tribal Area in Shringerie zu Beginn unseres Freiwiligendienstes konnten
wir bei Gesprächen mit der Tribal Community eine neue Sichtweise zum Thema Müll
kennenlernen. (hier geht es zu unserem Artikel darüber: http://bbp16-tarikere.blogspot.in/2016/12/unser-mull-von-heute-das-problem-von.html
)
Erstaunlich ist zudem, wie viel Müll wir in Deutschland
produzieren, ohne dass es uns wirklich bewusst ist, da wir ja nicht direkt in
unserem Zuhause vor der Problematik der Entsorgung stehen. Hier in Indien, wo
wir selbst (obwohl wir weniger Müll produzieren als in Deutschland) täglich vor
der Frage stehen „Wohin mit unserem Müll?“, haben wir ein ganz anderes
Bewusstsein für Müll, vor allem Plastikmüll, entwickelt. Muss man wirklich immer
die Plastiktüte nehmen und das Obst abgepackt kaufen? Oder ist es nicht besser,
einfach mit dem Stoffbeutel auf den Obst-und Gemüsemarkt zu gehen?
Unsere Vorgänger in VIKASANA haben sich ebenfalls die
Frage gestellt und hierzu eine schöne Aktion mit den Kindern gestartet. (Den
Bericht und ein Video dazu sowie Ausführungen zum Thema Müll in Indien findet ihr
hier: http://kks-vikasana-14.blogspot.in/2015/03/plastic-planet.html)
Wer sich allgemein für das Thema Müll und Müll in Ländern
des globalen Südens interessiert, für den ist die Ausgabe des Masala-Magazins „Was
wir hinterlassen“ (https://masalamagazin.wordpress.com/dezember-2016-muell/
) sehr empfehlenswert.
Trotz der Müllproblematik kann man Indien nicht
grundlegend als „dreckig“ bezeichnen. So haben zum Beispiel körperliche Hygiene
und die Sauberkeit der eigenen vier Wände im indischen Alltag einen besonders
hohen Stellenwert.
Falls ihr noch mehr über typische Klischees über Indien erfahren wollt, kommt ihr hier zum 1. Teil von "Was ist dran?" ( http://bbp16-tarikere.blogspot.in/2017/02/was-ist-dran-die-gangigsten-klischees.html ) Hierbei haben wir uns mit den Themen Frauen, Ehe, Sprache, Infrastruktur und indische Gelassenheit beschäftigt.
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